Oansno – Oansno (Focus/Sony Pictures, 21.09.2018)

Juhu, endlich ist es da, das Debütalbum der vier Jungs von Oansno! Oansno, was soll dieser seltsame Name schon wieder bedeuten, fragt ihr Euch? Das ist Bairisch und bedeutet so viel wie „noch eins, bitte“. In dem Fall wohl eine halbe Bier, noch besser, einen weiteren Song! Ganze vierzehn Stück davon findet man nun auf dem guten Stück. Seinen unwiderstehlichen Hit „Oane no“ hat man von der ersten EP „Schmankerl“ mit herüber gerettet. Der Rest ist frisch, bzw. über Jahre hinweg bestens live erprobt.

Die Besetzung der Truppe – Akkordeon, Trompete, Tuba, ein auf einer Sackkare (bzw. „Bierwagerl“) montiertes Schlagzeug – lässt etwas Volksmusikalisches vermuten. Doch Oansno sind musikalisch freche Grenzgänger, die einen Kehricht auf jedwede Genrezuordnungen geben, und die sich ganz selbstbewusst zwischen alle Stühle setzen. Hier trifft Bayern auf Afrika, Jamaika, den Balkan und den Rest der Welt, Landler auf Hiphop, Jazz auf Punk oder was musikalisch Reisende sonst noch so in der Weltmetropole München zurückgelassen haben.

Denn dort liegt die selbst gewählte Heimat der Band, die Straßen und kleinen Kneipen der Stadt, die man mit seinem immer wieder etwas anarchischen Sound aufmischte. Doch am Ende funktioniert die Musik von Oansno überall – egal ob man die lokal kolorierten Texte jetzt verstehen mag oder nicht. Die Lieder sind stets tanzbar, haben Schmiss und klingen verdammt originell. Und trotz aller Eigenwilligkeit modern.

Man nehme nur mal das Kleinod „Oane no“. Ein wilder Ritt aus Afrobeats, höllischen Groove und maximaler Eingängigkeit. Allein der Rhythmus der bairischen Sprache lässt die Beine sich bewegen. Das fast schon punkige „Oansno heid Nacht“ steht dem in nicht viel nach. Erst recht nicht die Ska-Polka-Hymne über das bayerische Reinheitsgebot, „500 Jahr“. Das Quartett kann aber noch ganz anders. „Englischer Garten“ klingt gemütlich mit angenehmer Reggae-Note und bei „Nachts am Stachus“ wird es verdammt chillig mit lässigem Jazz-Flair.

Aber wenn man ehrlich ist, sind Oansno dann am besten, wenn sie die Kulturen wild aufeinander prallen lassen. Bei „Isarkiesel“ trifft die Heimat auf Hiphop-Beats und Walzer, die biblische Geschichte vom „Turmbau zu Babel“ kommt im Zigeuner-Sound daher, während man in der quasi Fortsetzung „Turmbau zu Schwabing“ die momentane Gentrifizierung bissig im Reggaeton-Stil anprangert. Da braucht man sich auch nicht wundern, wenn „Dia Filarakia“ zuerst mit einem traditionellen, bayerischen Thema beginnt, sich dann mit lateinamerikanischen Rhyhtmen nach vorne schiebt und letztlich auf Griechisch gesungen wird.

Ja, Oansno und ihr Debütalbum sind spektakulär. Wo LaBrassBanda hinaus in die weite Welt gestartet sind, holt dieses Quartett diese einfach zu sich nach Hause und kocht ein leckeres Süppchen damit. Und jenes duftet nicht nur verdammt lecker, sondern mundet verdammt vorzüglich.

Schwer empfehlenswert!

 

Trackliste:
1. Die Bruck’n brennt
2. Isarkiesel
3. Oane no
4. Englischer Garten
5. Isar Dub
6. Dadian
7. Nachts am Stachus
8. Oansno heid Nacht
9. 500 Jahr
10. Turmbau zu Babel
11. Turmbau zu Schwabing
12. Oamois gseng
13. Dia Filarakia
14. Bruck’n Techno

 

4.8