NinaMarie – Was für Land, welch ein Männer (Rookie Records/Indigo/The Orchard, 17.06.2022)

Die Freundschaft zwischen Thomas Götz und Marten Ebsen besteht schon seit 18 Jahren – passend zu dieser quasi Volljährigkeit erscheint am Freitag ihre neue EP “Was für Land, welch ein Männer” über unsere Freunde von Rookie Records.

In gekonnter unregelmäßiger Regelmäßigkeit beschenken uns der Beatsteaks-Drummer und der Turbostaat-Gitarrist als NinaMarie mit schönen Songs abseits der sonst für sie gängigen Rock- und Punksounds – zuletzt hatten die beiden Musik-Enthusiasten erst 2013 ein paar Nummern unter dem Titel “Feuer in der Nachbarschaft” auf Vinyl gepresst.

Laut Beipackzettel treffen sich die beiden selbsternannten Silvestermuffel am letzten Tag des Jahres gelegentlich im Proberaum, um dem Irrsinn der tobenden Feiermeute zu entfliehen und ihre Kreativität in Töne zu verwandeln – was ihnen auf “Was für Land, welch ein Männer” auch wieder eindrucksvoll gelungen ist.

Schauen wir uns nur einmal den Opener an, dann lasst uns alle dem aktuellen Wahnsinn entfliehen und nach einem Platz suchen, wo es uns besser geht, wo man Ängste und Probleme hinter sich lässt – die Chancen stehen 50/50, aber vielleicht findet man sich dann auch einfach nur “Nackt im Spind” wieder?!

Nach dieser melancholisch-sanften Anfangsnummer schauen wir direkt auf den “Kalenderspruch“, der mich musikalisch an eine verspielte Mischung aus Turbostaat und Tocotronic erinnert… inhaltlich aber einen Strich unter die schönste Sache der Welt zieht und etwas beendet, dass so nicht mehr zu retten war.

Jau, jetzt wird´s elektronisch… der “Käsejunge” hat Angst. Aber am Ende wird alles gut, denn was nicht passend ist wird passend gemacht – und wenn es noch nicht passt, dann ist es halt auch noch nicht das Ende! NinaMarie sind schonungslos und ehrlich, so sehr man sich auch so manches Mal fragt, ob man “Die Geister” die man rief, nicht doch irgendwie wieder weg bekommen kann.

Und immer schön “An der Hand” bleiben, bevor noch was passiert!

Aber bitte, was soll denn schon passieren – wenn einem kontinuierlich die Sonne aus dem A**** scheint?! Und wenn “Es strahlt“, dann sind die restlichen Jahre eh verloren!

 

Jetzt mal ehrlich und völlig unvoreingenommen, mich begeistert die neue EP schon sehr… da könnt ihr einen drauf lassen 😉

Besonders gefällt mir die Art wie Thomas und Marten harte Worte gelassen ausdrücken – soll heißen, sie nehmen sich unserer eigener Unzulänglichkeiten, aber auch der gesellschaftlichen Problemen an… ohne jedoch zu sehr mit erhobenem Zeigefinger zu agieren. Genau so kann Popmusik richtig Spaß machen!

Gerne mehr davon!

Also bitte nicht wieder neun Jahre bis zum nächsten Silvestermuffel-Proberaum-Treffen warten, versprochen?

 

Titel:
1. Nackt im Spind
2. Kalenderspruch
3. Käsejunge
4. Die Geister
5. An der Hand
6. Es strahlt

Foto: Birte Filmer

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4.9