Nach diversen Solo-, Soundtrack- und Zusammenarbeiten mit Warren Ellis erschien nun ein neues Album von Nick Cave zusammen mit seinen Bad Seeds. Das erste seit fünf Jahren, dem streitbaren Trauerbewältigungswerk „Ghosteen“. Es trägt den Namen „Wild God“ und enthält in Song Nummer 4 „Joy“ auch einen Schlüsselsatz, der einen Punkt hinter die Trauer der letzten Jahre macht: „Who sat down on the narrow bed, this flaming boy, Said, we’ve all had too much sorrow, now is the time for joy“.
Ein durch und durch fröhliches Album ist „Wild God“ natürlich trotzdem nicht geworden. Noch immer gefällt sich Nick Cave als eine Art Wanderprediger, der mit den großen Themen spielt. Gott, Leid und, dieses Mal umso stärker: Liebe. Verpackt in teils recht sakrale Balladen, die aber wieder stärker an die Jahre vor „Push The Sky Away“ erinnern. Background-Chöre, ambiente Untertöne unterstützen die Pianotöne und den sonoren Gesang des gebürtigen Australiers.
Pathos und kleine hymnische Hooks spielen wieder eine stärkere Rolle, wie zum Beispiel beim zum hin Ende aufblühenden Titeltrack, „Long Dark Night“, dem interessant arrangierten „Conversion“ oder dem eindringlichen „Final Rescue Attempt“. Und nebenbei versteht es Cave immer noch Abgründe in poetisch schön klingende Worte zu verpacken, wie das ätherisch anklingenden „Frogs“. Etwas aus der Reihe fällt der Tribut an seine verstorbene Gesangskollegin Anita Lane. „O Wow O Wow (How Wonderful She Is)“, kleidet er seine Bewunderung in einen fast etwas zu schunkeligen Song, der trotzdem sehr aufrichtig wirkt.
Mit dem kurzen, predigerhaften „As The Waters Cover The Sea“ endet ein Album, welches einen geläuterten Nick Cave zurückbringt, auch wenn seine aktuelle Rolle vielleicht trotzdem nicht jedem munden wird, da man so manchen Song als zu harmlos oder zu glatt finden kann. „Wild God“ ist im Kern aber ein schönes Album geworden, welches zahlreiche Schauer verbreitet.
Der Rezensent freut sich darüber.
Trackliste:
1. Song Of The Lake
2. Wild God
3. Frogs
4. Joy
5. Final Rescue Attempt
6. Conversion
7. Cinnamon Horses
8. Long Dark Night
9. O Wow O Wow (How Wonderful She Is)
10. As The Waters Cover The Sea
Photo-Credit: Megan Cullen