Nevermen – Nevermen (Lex Records / Warner, 29.01.2016)

Mike Patton und meine Wege trafen sich live vor gut zwanzig Jahren zum ersten Mal, als er bei einem Konzert von `Faith no More´ in der Grugahalle in Essen (Vorband damals die Damen von `L7´- was eine abgedrehte Combo?!) einen zugeworfenen Schuh zum Stillen seiner Notdurft benutzte… nicht die feine `Englische´, aber das hinterließ bei mir einen bleibenden (durchaus angeekelten) Eindruck!

Nein, es war damals nicht mein Schuh, alles gut!… und ja, ich habe ihn dann noch begeistert bei einem der letzten `FnM´ Gigs auf dem Bizarre-Festival und auf einem der ersten `FnM´ Konzerte nach der Re-Union noch viel begeisterter auf dem Area 4-Festival 2009 sehen dürfen.

Warum erzähle ich das eigentlich?
Keine Ahnung… auf jeden Fall gab es für Mike von jeher nebenbei noch diverse andere Musikprojekte (z.B. `Mr. Bungle´, `Fantômas´, oder auch ` Peeping Tom´… um hier nur einige zu nennen!) welche mehr oder weniger ansprechend in den Hörgängen ankamen.

Mit Tunde Adebimpe von `TV On The Radio´ und dem Rapper `Doseone´ hat sich nun quasi eine neue „Supergroup“ zusammen getan… ein gleichberechtigtes Trio, welches unter dem Namen Nevermen verschiedenste Stile zu einem „großem Etwas“ zusammenfügen!

Das Ende Januar unter dem gleichen Namen erschienene Debüt-Album zeigt mir beim ersten Durchgang bereits die Richtung auf… uns erwartet eine gemischte Tüte aus poppigen Rock-Tönen voller gesampelter, gerappter und gitarrenverzerrter Parts, die vor Experimentierfreudigkeit nur so strotzen.

Irgendwas verstanden? Ich auch nicht wirklich!

Zweiter Erklärungsversuch:
Man nehme einen Rapper und einen Avantgarde-Pop-Rocker, lasse diese einige Songs in einem Lagerhaus in Brooklyn aufnehmen und die Ergebnisse dann von Mike Patton mit seinen persönlichen Ideen bearbeiten… was dabei raus kommt kann ja eigentlich nur wirsch und abgedreht sein, oder?!

Genauso konfus stehe ich nun nämlich da… wirsch, durcheinander und ein wenig orientierungslos!

Also Nevermen sind eigentlich genau das, was ich erwartet habe… nur ungefähr drei bis vier Stufen abgefahrener! Das ist „Psycho“ pur… in zehn kleinen Injektionen, jede für sich mit toxischer Wirkung!

Songs wie „Tough Towns“ und im speziellen „Hate On“ setzen mit kleinen Nadeln an um mir Wunden zuzufügen… so kommt es mir zumindest vor – verdammte Hacke, was geht da ab?

„Mr. Mistake“ holt mich dann wieder zurück auf den Boden… eine gewisse Form eines melodischen Indie-Pop Songs, ich bin besänftigt und gleichzeitig sogar ein wenig begeistert!

Eine wilde Mischung aus schönen Melodien und abgefahrenen Gesängen zwischen Rock und HipHop, alles mit Samples und Beats zusammengestrickt, so dass es stellenweise mit Absicht dilettantisch klingt… wir gehen mal davon aus, das hier eindeutig Absicht hinter steckt!

Eins kann man klar und deutlich festhalten, das Album ist weder oberflächlich noch langweilig… von den Charts werden sich Nevermen auch fernhalten, aber wer von den Herren hat die denn auch wirklich noch nötig?!

Also „Nevermen“ ist definitiv nicht so wirsch wie andere Sachen von Meister Patton, aber man sollte sich schon Zeit nehmen die Stücke zunächst in ruhiger und entspannter Atmosphäre anzuhören… unter Stress kann ich für nichts garantieren!

 

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Tracklist:
1. Dark Ear
2. Treat Em Right
3. Wrong Animal Right Trap
4. Tough Towns
5. Hate On
6. Mr Mistake
7. Shellshot
8. At Your Service
9. Non Babylon
10. Fame II The Wreckoning

Nevermen – HOMEPAGE

3.9