Neurosis – Fires Within Fires (Neurot Recordings, 23.09.2016)

Vier Jahre nach dem von einigen Fans kontrovers aufgenommen „Honor Found In Decay“ legen die Postmetal-Könige Neurosis ein neues Album vor.

Und dieses überrascht erst einmal mit seiner Länge. Es sind nur fünf Songs in 40 Minuten enthalten. Somit das kürzeste Album der Truppe seit „The Word As Law“ von 1990. Dabei möchte man nicht einmal behaupten, es sei das kompakteste. Denn die einzelnen Stücke sind teils ziemlich lang und sie lassen sich auch Zeit sich zu entwickeln.

Stilistisch sind Neurosis anno 2016 vor allem eines: Neurosis. Revolutionen finden woanders statt. Man steht ganz selbstbewusst über einem Genre, das einem angedichtet wird, man habe es begründet. „Fires Within Fires“ ist dabei ein derber Bastard aus Doom, der Wut der Hardcore, Psychedelic bzw. Postrock und düsterem Ambient. Also alles wie gehabt? Irgendwie schon. Und doch klingt die Band hier irgendwie frischer, gelöster als zuletzt, was man allemal als positiv bewerten darf.

neurosis2015band

Los geht es erst mal fast gemächlich und fragil. Es dauert ein wenig, bis der Hörer von der Wucht der Truppe plötzlich überrumpelt wird. Nach fast vier Minuten ist man aber drin in diesem speziellen Taumel, den nur diese Band erzeugen mag. Aggressiv und angriffslustig klingt „Bending Light“ in seiner zweiten Hälfte. Der Start lässt durchaus aufhorchen. „A Shadow Memory“ klingt dagegen wie ein auf den kehligen Gesang von Scott Kelly ausgerichteter Doom-Song. Wehmütige Gitarrenleads sorgen für ein paar Farbtupfer.

„Fire Is The End Lesson“ gibt sich dafür wieder angenehm aggressiv, wird von einem etwas schrägen Riff angetrieben und immer wieder von einer Art Harmonien aufgefangen, die einen Kollegen auch mal an Voivod denken ließ. Nicht uninteressant. „Broken Ground“ ist eindeutig das Vehikel von Steven Von Till, mit dem er sein Soloschaffen so nah an Neurosis rückt wie nie zuvor. Seine letzte Platte lässt in den ruhigen, klar gesungen Strophen durchaus grüßen, bevor man sich wieder in sludgige Tiefen hinab stürzt. Beim monumental angelegten „Reach“ zieht der Fünfer noch einmal all seine Register und legt eine Nummer vor, die zuerst bedächtig schimmert und sich dann atmosphärisch immer mehr steigert.

„Fires Within Fires“ mag vielleicht nicht das aufregendste Album im Katalog der Band sein. Aber es gefällt und zeigt, dass die Band noch was zu sagen hat. Und das ist immerhin etwas, das man nicht von allen altgedienten Schlachtrössern im Musikbusiness sagen kann.

neurosis-fires-within-fires

Trackliste:
1. Bending Light
2. A Shadow Memory
3. Fire Is the End Lesson
4. Broken Ground
5. Reach

4