Neck Of The Woods – The Annex Of Ire (Pelagic Records, 20.04.2020)

Ist es Death Metal, ist es Metalcore, ist es gar Prog, das was die Kanadier Neck Of The Woods auf ihrem zweiten Album „The Annex Of Ire“ fabrizieren? Wahrscheinlich von allem ein bisschen und doch ein wenig mehr. Eine Genreschublade ist dem Quintett definitiv zu eng.

Gleich der Titeltrack vollführt einen Parforce-Ritt über die Stilgrenzen hinweg und gibt einen guten Eindruck davon, was einen in den 38 Minuten der Platte erwartet. Eingeleitet von einem ruhigen Gitarrenintro geht es in Überlänge ziemlich erdrückend über wilde Metalcore-Ausbrüche mit gemeinen Screams und brachialen Growls, Melodic-Death-Eleganz und einen atmosphärischen Break, bis zum einem aufdrehenden Gitarrensolo. Mal im Vorbeigehen alles zusammengefasst.

Die folgenden sechs Stücke gehen etwas gefasster und geradliniger nach vorne, lassen aber nicht interessante Kabinettstückchen vermissen. „Ambivalence“ bläst einem mit voller Brachialität nach der Einführung noch den Schädel ordentlich frei. Dafür erwartet einen mit dem folgenden „Skin Your Teeth“ ordentliches Math-Gefrickel und mit „Strange Consolation“ überraschend swingendes Rockflair. Dazwischen etwas altmodischer Elchtod und wüste Breakdowns, dort mal leicht jazzige Anflüge oder tatsächlich deutliches Kokettieren mit Progrock im abschließenden „The Tower“.

All das offenbart sich allerdings erst, wenn man seine Lauscher etwas genauer aufsperrt. Denn vordergründig schwingen Neck Of The Woods ganz kräftig die Keule und schütteln den Hörer ordentlich durch. Manchmal fast etwas zu sehr, so dass glatt hin und wieder das spezielle, packende Element abhanden kommt.

Aber am Ende ist „The Annex Of The Ire“ ein nicht ganz uninteressantes Extremmetal-Album der gehobenen Musikalität.

 

Trackliste:
1. The Annex Of Ire
2. Ambivalence
3. Skin Your Teeth
4. Vision Loser
5. Crosshairs Will Shift
6. Strange Consolation
7. The Tower

 

 

Photo-Credit:  Shimon Karmel

 

3.7