Neal Morse ist ein wahrer Fließbandarbeiter. Es vergeht kaum ein Jahr, in dem er nicht mit einem – oder sogar mehreren – Projekt um die Ecke kommt. Offensichtlich braucht er zwischendurch aber eine kleine Frischzellenkur. Denn für sein neues Album „No Hill For A Climber“ hat sich der Wanderprediger des Progressive Rock mit ein paar jungen Musikern aus seiner unmittelbaren Umgebung zusammengetan und firmiert damit als Neal Morse & The Resonance.
Zwar brachten die neuen Musiker ein paar frische, neue Ideen mit. Doch am Ende kann auch ein Neal Morse nicht aus seiner Haut und das Endergebnis orientiert sich stark an seinen Werken mit Spock’s Beard und Transatlantic. Aber eben mit einer ganzen Portion spielerischer Frische und euphorischer Lebendigkeit. Dadurch überzeugt 67-minütige Werk und reißt immer wieder mit.
Auf auffälligsten sind dabei natürlich die beiden Longtracks am Anfang und Ende des Albums. „Eternity In Your Eyes“ ist rund 21 Minuten lang, der abschließende Titeltrack geht erst nach knappen 29 Minuten über die Ziellinie. Geboten wird darin eine ganze Ladung Retro-Prog, in der die Musiker alle Register ihres Könnens ziehen. In den weit ausgelegten Stücken wimmelt es von Bombast, auf der einen Seite komplexen Strukturen, die aber äußerst leichtfüßig wirken, großen Melodien und feinen Harmonien. Genau das Richtige um voll darin abtauchen zu können.
Die drei kürzeren Tracks in der Mitte präsentieren etwas andere Schattierungen, geben sie sich doch relativ geradlinig. Insbesondere das lebhafte „All The Rage“ mit seinem sonnigen Refrain oder das balladeske „Ever Interceding“, welches in einer positiv aufpeitschende Melodie mündet. Ungewöhnlich düster wirkt dagegen „Thief“, das wie der Soundtrack zu einem Thriller klingt.
Zusammenfassend ist „No Hill For A Climber” ein echt feines Scheibehen für Prog-Fans im Allgemeinen und Morse-Fans im Speziellen geworden. Dafür beide Daumen nach oben!
Trackliste:
1. Eternity In Your Eyes
2. Thief
3. All The Rage
4. Ever Interceding
5. No Hill For A Climber
Photo-Credit: Lev Pippin