Nameless Day Ritual – Birth (SAOL, 19.02.2016)

Bulgarien ist ja nicht gerade als der Nabel der Metal-Welt bekannt. Von daher könnte man Nameless Day Ritual schon fast einen Exotenbonus anheften. Aber im Sinne der europäischen Völkerverständigung lassen wir das lieber.

Die Band ist ein Zusammenwurf aus erfahrenen Musikern, der hiermit eine etwas experimentellere, alternative Version von Heavy Metal spielen möchte. Das klingt jetzt spannender, als es ist. Denn die Zutaten sind sattsam bekannt: harte moderne Grooves, die man noch aus der Nu-Metal-Zeit kennt, Alternative-Rock-Tugenden, atmosphärische Einwürfe und Gesang, der zwischen melodisch und Core-mäßiger Wildheit pendelt.

So packt der Albumopener „Far Out“ nicht so sehr. Gerade Das Geschriene nervt mit der Zeit ziemlich. Wenn es sich bei der Person hinter dem Mikro nicht um eine Frau handeln würde, könnte man sagen, hier ist etwas zu viel Dicke-Hose-Gepose drin. Aber wahrscheinlich braucht es das, gemäß der Band. Denn hinter „Birth“ steckt ein übergreifendes Konzept, das in die Abgründe der eigenen Existenz und Identitätsfindung abtaucht. Die einzelnen Songs stellen dabei verschiedene Etappen dieser Reise ins eigene Ich dar.

Puh, soweit, so gut. Spannend wird das Ganze, wenn es die Band etwas proggiger angehen lässt und den atmosphärischen Parts freien Lauf lässt. Die Longtracks „Chiming Through“ und „The Long Run“ sind nämlich durchaus spannend mit ihren Wechseln zwischen Garstigkeit und sphärischen Melodien, die Erinnerungen an The Gathering aufkommen lassen. Der fließende Wechsel zwischen den einzelnen Einflüssen klappt also ganz gut. Auf der anderen Seite steht dagegen eine wilde Stakkato-Nummer wie „I“, die den Hörer mit großen Gesten einfängt, einen dann aber gleich wieder mit überflüssigen, zu gewolltem Gekreische abblitzen lässt.

An sich ist die Mucke von Nameless Day Ritual gar nicht so übel. Sofern man an den richtigen Stellschrauben dreht, könnte das noch was werden. Bis dahin ist „Birth“ eher ein semi-eindrucksvolles Debüt.

Nameless Day Ritual - Birth

Trackliste:
1. Far Out
2. Birth
3. I
4. Nevermind
5. Chiming Through
6. The Long Run

3.1