Musa Dagh – No Future (Hayk Records, 14.04.2023)

Es ist gerade mal anderthalb Jahre her, dass Musa Dagh ihr erstes Album veröffentlichten und schon stehen Aydo Abay (ex-Blackmail) und Aren Emirze (Harmful, Emirsian, Taskete) schon wieder mit einem Nachfolger auf der Matte. Hinter der Schießbude sitzt mittlerweile als dritter im Bunde Sascha Madsen. Ansonsten blieb man dem eingeschlagenen Weg treu: schnittiger Alternative Rock mit 90er-Jahre-Flair und Hang zum Krachigen.

Dabei klingen die zehn Songs des rund 34-minütigen Albums recht dringlich und eindringlich. Ganz so, als hätten die Songs unmittelbar raus gemusst, wurden sie mit ziemlich viel Elan und Begeisterung auf die Festplatte gebannt. Hier knirscht und scheppert es, auch wenn’s mal etwas noisy wird, tut das dem Ganzen keinen Abbruch, sondern das gehört zum Programm.

Emirze und Madsen spielen wie von der Tarantel gestochen – die Drums wuchtig, die Gitarre flirrt, quietscht und hämmert. Dazu lässt Abay seinem Gespür für süße Melodien freien Lauf, so dass die Musik von Musa Dagh in all dem Taumel doch geerdet wirkt und man den Hörer dadurch auch die Hand nimmt und abholt. Beides zusammen hat etwas von „Zuckerbrot und Peitsche“. Ein gutes Beispiel ist der harsche Titeltrack, der am Ende dann doch einen eingängigen Indiesong versteckt. Noch etwas besser funktioniert „Congaah“. Ein knackiger Rocksong mit poppigem Anklang, wilden Noiseattacken und zudem lässt Aren Emirze in seinem Gitarrenspiel seine armenischen Wurzeln durchblicken. Stark!

Überhaupt präsentiert sich der Mann in den Songs recht abwechslungsreich. Bei der Songwriter-Ballade „0200 Hours“ nimmt er sich gar komplett zurück, so dass kurzzeitig eine kleine Insel der Erholung entsteht. Das ist auch gut so, denn „No Future“ ist ein ziemlich aufwühlendes Album, das man zuerst nicht so richtig lieb haben will, das aber dann doch fasziniert. Gelungen!

 

Trackliste:
1. Bossanova USA
2. Rhythm Pigs (A.F.D.M)
3. No Future
4. Algorithms & Alcohol
5. 0200 Hours
6. Congaah
7. VU
8. Weekend Warrior
9. Your Garden
10. Me Two

 

 

Photo-Credit: Christoph Eisenmenger

 

3.8