Mother Tongue – Streetlight / Ghost Note [Fan Edition] (Noisolution, 08.07.2016)

Mother Tongue sind zurück! Nach sechs Jahren kommt der kalifornische Kultvierer wieder für Konzerte nach Europa (Tourdates siehe am Ende dieses Texts). Diese Nachricht allein dürfte schon so einige in Erregung versetzen, ist die Band doch als bockstarker Liveact bekannt.

Da die Alben von Mother Tongue nicht mehr so einfach erhältlich sind, schickt ihr neues altes Label Noisolution ihre Platten von 2002 und 2003 wieder neu ins Rennen. „Streetlight“ und „Ghost Note“ kommen dabei zusammen als Doppelpaket im ausklappbaren Digipack, je zwei Bonustracks und einem 20-seitigen Booklet daher. Das kann sich durchaus sehen lassen.

Warum das Quartett einen derartigen Kultstatus in Europa besitzt, wird nach dem Anhören der Platten recht schnell klar. Denn Mother Tongue besitzen einen eigenwilligen Sound. Alternativer Rock mit jeder Menge Leidenschaft und Soul, knietief im Funk und Blues stehend. Mucke, die vor Spielfreude fast zerreißt. Wenn die Band loslegt tropft der Schweiß aus jeder Pore und Mother Tongue einfach nur Spiellaune zu unterstellen, wäre fast untertrieben. Das Ganze hat durchaus Crossover-Potential, auch wenn die Gruppe im Herzen einfach eine Bluesband ist.

Die 2002er-Platte „Streetlight“ klingt fast wie ein urbanes Konzeptalbum. Bei Intro und Zwischenstücken ertönen Geräusche der Stadt und die Songs klingen nicht selten auch nach einem schmutzigen Moloch. „Crmbl“ groovt als erster Song mit Sprechgesang schon fast in Rage-Against-The-Machine-Manier los und präsentiert eine Band unter ordentlich Dampf, während das kurze „He’s The Man“ wie die Red Hot Chili Peppers unter Steroiden rüber kommt. Das hat erst einmal gesessen. Im weiteren Verlauf ist die Platte ein Wechselbad der Gefühle, springt von zupackenden Rocksongs, über coole bluesige Grooves, düsteren Anklängen, bis zum gemütlichen Classic Rock von „Modern Man“. „Trouble Came“ klingt dabei wie ein Tanz am Abgrund, „F.T.W.“ lässt eine latent aggressive Band komplett durchdrehen und „Tides“ gibt eine gute Steilvorlage auf ausgedehnte Jam-Sessions im Livekontext. Mit „Stars“ endet die Platte mit leicht düster-schmierigem Flair und feiner Atmosphäre. Das Ende eines durchaus spannenden, wenn auch nicht perfekten Albums.

„I got a dark side and it likes to come out“ heißt es in der Eröffnungsnummer der dritten Mother-Tongue-Platte „Ghost Note“. Der dazu gehörige Song rockt ordentlich und ist der Eintritt in ein Album das etwas eingängiger und mehr auf den Punkt gespielt klingt, als sein Vorgänger. Der Wahnsinngroove vom Jahr davor ist nach wie vor da, wie zum Beispiel „Coming Home“ zeigt, das nebenbei mit einem freakigen Saxophon-Solo aufwartet. Die Songs präsentieren sich dafür noch eine Schippe knackiger. Das düster-bluesige „The Void“ oder das heftig wie auf dem Sprung rockende „Helicopter Man“ sind beispielsweise schon richtige Hits. Dass die Band auch anders kann, zeigt sie mit den beiden längeren Songs „The Storm“ und „In The Nighttime“. Atmosphäre und eine Portion Psychedelik stehen hier im Vordergrund. Gerade die zuletzt genannte Abschlussnummer bringt das Wesen von Mother Tongue in knapp acht Minuten komprimiert zusammen.

Diese so genannte „Fan Edition“ ist am Ende also eine feine Sache. Allerdings weniger für Fans, sondern mehr für Neulinge, die in das Mother-Tongue-Universum eintreten wollen. Denn das verspricht eine durchaus spannende Reise. Die vier Bonustracks dürften Freunde der Band vielleicht schon von den beiden EPs „Now Or Never“ und „Visions Xmas Tour EP“ kennen.

Ach ja, bevor ich es vergessen. Hier noch die Tourdaten. Denn live legt die Truppe noch ein ordentliches Pfund drauf!

12.07.2016 Hamburg – Knust
13.07.2016 Köln – Undergound
14.07.2016 Berlin – BiNuu
15.07.2016 Marburg – KFZ
16.07.2016 Erfurt – Stoned from the Underground Festival
17.07.2016 München – Strom
19.07.2016 Weinheim – Cafe Central
20.07.2016 Dresden – Beatpol
21.07.2016 Leipzig – Moritzbastei
22.07.2016 Karlsruhe – Das Fest
23.07.2016 A- Dornbirn – Conrad Sohm
24.07.2016 A-Aflenz – Sublime
25.07.2016 A-Wien – Flex
27.07.2016 Erlangen – E-Werk
28.07.2016 Dortmund – FZW
29.07.2016 Frankfurt – Nachtleben
30.07.2016 Trebur – Open Air

Mother Tongue - Streetlight  Ghost Note

Streetlight
1. Streetlight
2. Crmbl
3. He’s The Man
4. Future
5. Nightbirds
6. Trouble Came
7. Tides
8. Modern Man
9. Casper
10. Greed
11. F.T.W.
12. Nightmare
13. Stars
14. I’m Leaving (Bonus Track)
15. Lines Drawn (Bonus Track)

Ghost Note
1. Dark Side Baby
2. Coming Home
3. Alien
4. The Void
5. That Man
6. The Storm
7. Missing
8. Helicopter Moon
9. Sad Song
10. In the Nighttime
11. My Day (Bonus Track)
12. Silhouette (Bonus Track)

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