„Schackilacki“ – ich wusste auch nicht so recht, was uns Montreal damit sagen will, doch nach den ersten 30 Sekunden hatte sich das für mich erklärt, wer braucht da schon Google.
Das inzwischen sechste Studioalbum der drei Hamburger und nun Wahl-Berliner bietet den gewohnten Punkrock in rund 31 Minuten. Während andere Bands mit der Zeit ihren Stil verändern, bleibt sich Montreal treu, wenn auch der Nachfolger von „Sonic Ballroom“ etwas zahmer als seine Vorgänger daherkommt, wird hier typischer Montreal Sound geboten: kräftige Schlagzeugrhythmen gepaart mit kreativen Texten und einigen Ohrwürmern und Skurilitäten.
Mit „Kino“ hat die Scheibe durchaus einen gut hörbaren Opener, der Schackilacki direkt erklärt – siehe oben. Mit dem zweiten Stück „Idioten der Saison“ folgt sogleich ein sehr eingängiges Stück – gepaart mit einem typischen Montreal-Text. In diesen Zeiten wachsen Idioten halt wie Früchte an den Bäumen, man möchte Montreal hier vollstens zustimmen.
Eines meiner absoluten Favoriten ist jedoch „Osnabrück“. Schon in den ersten Zeilen musste ich zwangsläufig lachen, bin ich doch in den letzten Jahren öfter mal zu diversen Auswärtsspielen in Osnabrück ausgestiegen und man erkennt: Text und eigene Erinnerung sind hier in Einklang, zudem musikalisch ein tolles Stück.
Mit „Richtig falsch“ folgt wieder ein eingängiges und typisches Montreal-Lied. Wobei ich einer Textzeile deutlich wiedersprechen muß: Wie kann es sich falsch anfühlen, wenn Pauli den HSV schlägt? Beim letzten mal fühlte sich das irgendwie sehr richtig an 😉 (Grüße an HSV-Fan Max Power….)
Im Mittelteil der Platte wird jedoch das Tempo ein wenig rausgenommen – beginnend mit „Einfach nur verstehen“. Es gibt jedoch dennoch ein paar praktische Tipps „Hör auf Deine Freunde“, denn Freunde haben immer recht- stimmt. „Musik in meinen Ohren“ kommt ein wenig als provokante Satire in postfaktischen Zeiten rüber, werden hier Meinungen aus der „Aluhut-Fraktion“ zitiert, die im Refrain enden „jedes Wort von ihr ist sowieso Musik in meinen Ohren“ – nun ja, so verliebt kann man dann doch nicht werden. Bei „Glaubensfragen“ wird das Tempo wieder erhöht und man wünscht, dass sich der ein oder andere Gläubige durch diesen Text zum „Hoffen“ bekehrt wird.
Im letzten Teil der Platte folgen mit „Schöpfen aus dem Vollen“ wieder ein Ohrwurm, der sich sofort hängenbleibt. Mit „Was wir hatten“ folgt wieder sehr typischer Montreal-Sound. Der vorletzte Song dauert genau „120 Sekunden“ – „ein vertontes Zeitmaß“ – auf diese Idee muß man erstmal kommen, man besingt, dass dieses Lied exakt 120 Sekunden ist und man gibt dem geneigten Hörer noch Tipps, wozu dieser Song verwendet werden kann (dreimal hören zum Eierkochen, Zähneputzen – man braucht keinen Sand- oder eine Atomuhr, sondern diese Tonspur“) – Großartig!!!
Zum Abschluss von “Schackilacki” wird man mit „Was ich will“ aus der Scheibe befördert – hier ist dann wieder mehr Tempo und härtere Gitarrenriffs zu hören. Ich persönlich hätte gerne ein wenig mehr in diesem härteren Stil gehabt, bin dennoch erfreut über das neue Montreal-Album…kurzweilig, witzig wie immer…..freue mich auf Bochum-Total und zum nächsten Live-Erlebnis.
Titel:
1. Kino?!
2. Idioten der Saison
3. Osnabrück
4. Richtig falsch
5. Einfach nur verstehen
6. Hör auf deine Freunde
7. Musik in meinen Ohren
8. Glaubensfragen
9. Schöpfen aus dem Vollen
10. Was wir hatten
11. 120 Sekunden
12. Was ich will
MONTREAL – “SCHACKILACKI” Tour 2017:
06.10.2017 Hannover, Musikzentrum
07.10.2017 Osnabrück, Kleine Freiheit
19.10.2017 Nürnberg, Club Stereo
20.10.2017 Zürich (CH), Dynamo21
21.10.2017 Stuttgart, Club Cann
26.10.2017 Dortmund, FZW Club
27.10.2017 Köln, Underground
28.10.2017 Bremen, Tower
03.11.2017 Wiesbaden, Schlachthof
16.11.2017 Leipzig, Conne Island
17.11.2017 München, Feierwerk
18.11.2017 Wien (AT), B72
22.12.2017 Berlin, SO36
23.12.2017 Hamburg, Markthalle
Foto: Max Threlfall