“Am Achteck nichts Neues” – so lautet der Titel des neuen und inzwischen schon achten Montreal-Albums. Dabei schaut die Band auf eine nun zwanzigjährige Bandgeschichte zurück und hat auch noch ein weiteres Jubiläum zu feiern.
Aber im Vorfeld sollte man wissen, dass sich dieses Album musikalisch nicht groß von den vorherigen unterscheidet – Montreal ist halt Montreal und so lieben wir sie. Es ist deutlich persönlicher, ernster und mit etwas weniger “Quatsch” versehen – wobei dieser natürlich nicht gänzlich fehlen darf. Wir reden hier immer noch über Montreal.
Musikalisch unterscheidet sich jedoch “Mein Korn” schon deutlich von allen bisherigen Werken – viel Akustik und deutlich ruhiger, als man es von Montreal kennt. Wer ein Blick ins Video wirft, wird insbesondere die Rolle von Drummer Max Power besonders feiern – großartig!
Das Album beinhaltet noch ein paar weitere Highlights. Beispielsweise “Primadonna und Primat”. Hier nehmen sich Montreal im altbewährten Stil mal wieder selbst aufs Korn und spielen natürlich auf die vielen Jugend-Punkrock-Klischees an. Es werfe den ersten Stein, der kein Pfand auf dem Balkon hatte.
Stellt sich nun die Frage, wie kommt das Album eigentlich zu seinem Namen? Die Antwort liegt darin begründet, dass das Achteck, also der klassische Bierwagen, zu Jugendzeiten Hort der Band war, wobei sich das Betätigungsfeld tatsächlich im Wagen und nicht vor diesem befand – wobei die Übergänge fließend sein dürften. Man blickt dabei auf die Zeit der Anfänge der Band zurück, in der man tatsächlich auf dem Bierwagen jobbte, um sich die erste Platte zu finanzieren.
Die Band äußert sich zu der Produktion auch selbst und bringt es eigentlich gut auf den Punkt: “Wir haben dieses Album parallel zu den Planungen zur 20-Jahre-Band-Geburtstagstour geschrieben und aufgenommen – da kamen ganz ungewollt und ungeplant viele Bilder, Stimmungen und Erinnerungen aus der Anfangszeit hoch, die sich dann auch in die Lieder geschlichen haben”, ordnet Bassist und Sänger Hirsch Lieder wie “Eine andere Stadt”, “Was ich bin”, “Bis in den Morgen” oder auch die erste Single und Titeltrack “Am Achteck nichts Neues” ein.
Und dennoch hat dieses Album noch zwei weitere besondere Songs im Inhalt: Im “Club 100” feiert sich die Band selbst, dass es eben ihr hundertster Song ist, den sie veröffentlichen. Auch dieses wie gehabt mit viel Witz. Ich habe zwar nicht nachgezählt, da sich jedoch Yonas, Hirsch und Max Power sicher im Zahlenraum bis Einhundert bewegen, traue ich Ihnen zu, dass es stimmt!
“Lass mir den Hund da” gehört mich ebenso zu den Anspieltipps.
Der Abschluss des Albums lässt jedoch ein wenig “Hühnerpelle” zurück, wie man im Ruhrgebiet zu sagen pflegt. In “Straßen von Oberhausen” nimmt die Band nochmals Abschied von Blubbi, dem verstorbenen Gitarrist der Sondaschule. Es ist dem Song anzumerken, wie persönlich und wie nah der plötzliche Tod von Blubbi gegangen sein muss. Und wenn man selbst einmal Zeuge war, wie es Backstage zugeht, wenn Montreal und Sondaschule aufeinandertreffen, dann versteht man diese Vertrautheit und Nähe und lässt einem während des Hörens nochmal mitleiden und mittrauern.
Tracklist:
- Zukunft
- Am Achteck nichts neues
- Eine andere Stadt
- Was ich bin
- Fomo Sapiens
- Mein Korn
- Ganz Allein
- Primadonna und Primat
- Bis in den Morgen
- Club 100
- Lass mit den Hund da
- War es das Wert
- Straßen von Oberhausen