MONO – Requiem For Hell (Pelagic Records, 14.10.2016)

Lediglich zwei Jahre nach dem Release des Doppelalbums „The Last Dawn | Rays Of Darkness“ melden sich die Postrockveteranen von MONO mit einem neuen Release zurück. Das neue Album heißt „Requiem For Hell“ und erscheint, wie auch schon das Doppelalbum, auf dem Berliner Label Pelagic Records, die sich zuletzt für Veröffentlichungen der schwedischen Postrockgrößen EF oder pg.lost verantwortlich zeichneten.

Fünf neue Stücke bietet der neue Langspieler. Beim ersten Hören fällt sofort auf: MONO entdecken hier ihre schmutzige Seite wieder. Das Schlagzeug ist wie gewohnt trocken und sehr räumlich. Darüber erklingen auch wieder die typischen, reverberierenden Tremoloflächen der Gitarren, die hier aber nicht, wie auf vergangen Releases, allen voran „For My Parents“ oder „Hymn To The Immortal Wind“, hundert prozentig clean klingen, sondern mit einem leicht dreckigen Einschlag sehr an den Gitarrensound der „Walking Cloud And Deep Red Sky, Flag Fluttered And The Sun Shined“ und „You Are There“-Ära erinnern.

Grundsätzlich scheinen sich die Japaner auf ihre Wurzeln zurückzubesinnen. Das baukastenartige System, in dem die Stücke Mantra-artig zusammengefügt werden und das besonders auf den ersten Alben noch intensiver zum Einsatz kam als im weiteren Verlauf der Karriere, findet hier erstmals wieder exzessiv Verwendung. Dabei wird jedes Baukastenteil stärker und die Stücke entwickeln einen Spannungsbogen, der von einem ruhigen Songbeginn häufig in einer Klimax endet. Sicherlich, eines der probatesten und typischsten Stilmerkmale einer Postrockband. Jedoch waren es nicht zuletzt MONO selbst, die während der zweiten großen Postrockwelle der 00er-Jahre gerade diese Bogenform par excellence exerzierten und auf dem neuen Album nun grandios zu dieser kompositorischen Technik zurückkehren. Dabei ist die typische, melancholische Erhabenheit des Quartetts in jedem der fünf Stücke zu spüren.

Genau wie früher stehen den leidenden, angekratzten Gitarren und dem immens räumlichen Klang an manchen Stellen die Wärme von Streichinstrumenten zur Seite, die wie immer für eine gewisse Weite sorgen und im verträumten „Stellar“ wohl die prominenteste Rolle spielen. Dadurch wirkt das Album immens abwechslungsreich, lassen die Japaner den verträumten, weiten und organischen Klang dieses sphärischen Stückes direkt auf den vom Mantra-Baukasten-Spannungsbogen geprägten Opener „Death In Rebirth“ folgen.

Das Herzstück der Platte ist der Titeltrack, der sich zunächst ähnlich wie viele andere Stücke aufbaut, nach gut zehn Minuten aber nochmal eine neue Richtung einschlägt und eine Dramatik, teilweise durch atonale Passagen, teilweise aber auch durch die verwaschene Mischung aus Hall und Distortion auf den Gitarren, entwickelt, wie man sie so selten von den Japanern zu Gehör bekam. Danach wird zu einem an frühere MONO-Stücke erinnernden Track zurückgekehrt, bevor das Album mit einem streckenweise abermals atonalen, düsteren und geheimnisvollen, ruhigen Stück endet, das mich zuweilen an „Six Days At The Bottom Of The Ocean“ von Explosions In The Sky erinnert.

Bei den vielen Postrock-Releases und einer erneuten Popularisierung des Genres, die auch für eine Menge vielversprechenden Nachwuchs gesorgt hat, beweisen MONO auf „Requiem For Hell“ mit mal donnernder, mal melancholischer Schönheit, dass sie hier (einer) der Chef(s) im Ring sind. Dass nach so kurzer Zeit seit dem letzten Doppelrelease und dem dichten Tourplan schon wieder ein solches Meisterwerk entsteht, das locker mit den stärksten Momenten der Karriere der Japaner mithalten kann, hätte ich beim besten Willen nicht erwartet. Doumoarigatougozaimasu MONO.

mono_requiem-for-hell-cover

01. Death In Rebirth
02. Stellar
03. Requiem For Hell
04. Ely’s Heartbeat
05. The Last Scene

5