Might – Might (Exile On Mainstream Records, 17.07.2020)

Die letzten Monate waren für die ganze Welt eine Belastungsprobe, deren Intensität sich viele im Vorfeld gar nicht vorstellen konnten oder auch wollten. Mit dem selbstbetiteltem Debütalbum des Duos Might hat die Corona-Krise jetzt eine Art Soundtrack bekommen.

Zwei Tage vor den geplanten Aufnahmen im März war die Welt plötzlich eine andere. Da ist es nur klar, dass dies auch auf die Musik des Ehepaars Ana Muhi (Bass, Gesang) und Sven Missullis (Gitarre, Gesang, Schlagzeug) Einfluss hatte. Ein Album voller Wut und Verzweiflung, Hoffnung und Unsicherheit. Textlich wie musikalisch. Eine Wechselwirkung zwischen roher Energie und Zartheit wird einem hier entgegen geschleudert.

Stilistisch komplett frei von jeglichen Schubladen, aber doch irgendwo im Rock- und Metalkosmos zu Hause. Die Zutaten ändern sich von Titel zu Titel. Derbe Sludge-Metal-Parts wechseln mit Shoegazing-Feeling ab, das vor allem von dem ätherischen Gesang von Muhi fußt. Wütende Black-Metal-Ausbrüche treffen auf schleppenden Doom und dann wieder akustische Parts. Die Stücke sind meist recht ungehobelt, klingen nicht selten wie spontane Gefühlseruptionen. Bei der Dringlichkeit der Musik ist es auch kein Wunder, dass so manches etwas unbehauen und -fertig wirkt.

Eine Liebe auf den ersten Blick haben Might so nicht geschaffen. Manchmal tut man sich als Hörer auch schwer den Sprüngen zu folgen, welche an den Tag gelegt werden. „Introduce Yourself“ ist noch ein ruhig verhalltes Intro. Doch „Pollution Of Mind“ drängt nervös nach vorne, ist enorm heavy und verwirrt mit dem düster-verlockenden Frauengesang. Das folgende „Vampire“ gibt sich dagegen recht rockig und überrascht mit seiner Lässigkeit, welche man in Folge so nicht mehr findet. Zumindest nicht in Stücken wie dem passend betitelten „Weirdo Waltz“, bei dem Blastbeats, ruhiger Frauengesang und schwerer Doom aufeinander treffen. Versöhnlicher ist das schon das ruhige beginnende „Warlight“.

Wer sonst Bands und Künstler wie Ides Of Gemini, Treedeon, Chelsea Wolf oder Dolch goutiert – so unterschiedlich die genannten auch sein mögen – könnte hier ein neues, kleines Liebhaberstück für sich entdecken.

 

Trackliste:
1. Introduce Yourself
2. Pollution Of Mind
3. Vampire
4. Possession
5. Warlight
6. Weirdo Waltz
7. Flight Of Fancy
8. Mrs. Poise
9. Zero

 

 

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3.6