Might – Abyss (Exile On Mainstream Records, 26.08.2022)

Die Gründung des Duos Might (im Januar 2020) und die Entstehung des unbetitelten Debütalbums scheint schon fast untrennbar mit der Covid-Pandemie verbunden. Im Juli vor zwei Jahren erblickte das erste Werk das Licht der Welt. Jetzt erscheint das zweite. Musikalisch wieder ein kleiner Gemischtwarenladung. Aber was alle Stücke vereint, sind die puren Emotionen, welche sie deutlich an den Tag legen. Mal ehrlich und zerbrechlich, dann wieder voller Wut und Verzweiflung. Laut und Leise im Wechsel – effektvoll einander an die Seite gestellt.

Hier treffen Sludge-artiger Metal („Abysses“) auf entrückte Shoegazing-Parts („How Sad A Fate“), schwebende Piano-Klänge („Who’s Ahead?“) auf derbe Blasts in Black-Metal-Manier („Lost“). Dann tänzelt ein schon fast fröhlich wirkender Alternative-Rocker durch den Raum („Circles“), während kurz danach eine getragene, akustische Songwriter-Nummer erklingt („Dear Life“). Might vereinen dabei den ätherischen Gesang von Ana Muhi und die kehlige Stimme ihres Partners Sven Missullis, was alleine schon für starke Kontraste sorgt.

Während die Stücke des Debüts noch recht ungehobelt und teils schon etwas unfertig wie spontane Gefühlseruptionen wirkten, hat sich das Duo für die Songs von „Abyss“ scheinbar etwas mehr Zeit gelassen, wovon das Zweiwerk massiv profitiert. Langsam haben sich die beiden musikalisch gefunden, was für spannende Stücke wie das zwischen Mantar und Atmosphäre changierende „Lucky Me“, dem schwer doomigen mit einer feinen Hook versehene „How Sad A Fate“ oder der reinen Klavier-Ballade „Tightrope Walk“ sorgt.

Auch sonst gibt es einiges zu entdecken, was „Abyss“ zu einem interessanten, rund 39-minütigen Stück Musik macht. Fans von Chelsea Wolfe, Jarboe, Ides Of Gemeini, Neurosis oder auch Dolch können gerne mal ein Ohr riskieren.

 

Trackliste:
1. Naked Light
2. Lost
3. Abysses
4. Circles
5. Who’s Ahead?
6. Tightrope Walk
7. How Sad A Fate
8. Shrine
9. Lucky Me
10. Dear Life
11. Holy Wars

 

3.9