Matze Rossi – Wunder.Punkt (Dancing in the Dark Records, 21.02.2025)

Ich habe gefühlt schon soviele Texte über Matze Rossi geschrieben. Soviele Gespräche über ihn und mit ihm geführt. Soviele Fotos von ihm gemacht und jeden Song so oft gehört. Ist da nicht langsam alles erzählt? Nicht ganz.

Herr Rossi hat eigentlich alles erreicht, was dieses Land für bärtige und tätowierte Songwriter zu bieten hat. Touren und Kooperationen mit allem was in der Ecke der Songwriter mit Punk-Background relevant ist z.B.. Man könnte sich jetzt auf seinen Lorbeeren ausruhen und das schon leicht ausgewaschene Punkshirt weiter tragen. Oder man macht es wie Matze, bespricht sich mit Labelchef Oise, langjährigem Produzentenfreund Sven Peks und weiteren Freunden, die ihn schon lange begleiten und macht alles anders. Alles anders und doch irgendwie wie immer.

Matze ist irgendwann von den Martens auf die (veganen) Lederboots und vom Bandshirt gelegentlich auch auf das Hemd umgestiegen. “Fühlt sich irgendwie richtig so an. Was meinst du Sven?” Immer ein bisschen am zweifeln und nachdenken.  Sich aber nie verstellen dabei. So ist der Matze. Und so ist auch “wunder.Punkt” geworden.

Produziert wurde dieses Mal ohne End Hits Records, sondern über das eigene Label “Dancing in the Dark Records” und mit dem ehemaligen Wohlstandskinder-Sänger Tobias Röger. Man kennt sich. Schon lange. Und hat Bock aufeinander.

Wir haben auf “wunder.Punkt” in 10 Songs alles, was wir auf einem Matze Rossi Album erwarten. Soviel Spoiler schonmal vorab. Aber wir haben mit Songs wie “Rotweinflaschenlänge” und “Weit”, die schon als Singles vorab veröffentlicht wurden, zwei meiner neuen Lieblingssongs. Ich habe selten so reduziert hymnische Songs in der deutschsprachigen Songwriterblase erlebt. “Weit” passt zu allem was ich hier an der Nordsee mit dem Wattenmeer erlebe. So war es auch konsequent, genau hier zu Zweit Fotos zu machen.

Und wenn die Sonne dann untergegangen ist nehmen wir uns mit “Rotweinflaschenlänge” direkt das nächste Stück vor. Ist das ein Liebeslied? Wenn du es so brauchst, ja. Das sind meistens die besonderen Momente in Rossi-Songs. Sie sind das, was du brauchst. Sie klopfen dir auf die Schulter und nicken dir zu, ohne dir dabei auf den Keks zu gehen.

 

 

Nicht alle Songs fühlen sich für mich auf der ganzen Strecke so intensiv an, wie oben beschrieben. Aber wer Matze Rossi kennt, fühlt Herz und Seele in jedem Akkord. Hier spricht sich Jemand aus. Es ist das bierseelige Tresengespräch über den Sinn des Lebens, über kleine und große Probleme, die Matze produziert und ins Presswerk gegeben hat. Das sich jetzt mit 33 Runden pro Minute bei mir Zuhause dreht. Seelenstripstease würden es manche nennen. Ich nenne es das Gespräch mit einem Freund.

“Gitarre, Stift, Papier” ist z.B. wieder so ein Tresengespräch. Es ist das Grundsatzgespräch über das Leben von und mit Musik. Über die eigene Reflexion und die Inspiration, die es als Berufskünstler braucht. Das dann in Kombination mit der vertraut kratzigen Gesangsstimme, die hoffentlich irgendwann mal ein Hörbuch einspricht. Denn diese Stimme kann auch den Wetterbericht vorlesen und es ist beruhigend. Selbst bei Gewitter.

Erwähnen muss ich hier auch nochmal die Vinyl-Version, die stilecht mit dem Punkt in der Mitte richtig hübsch geworden ist. Zu haben ist sie in unterschiedlichen Farben und diversen “Restpressungen” in wilden Farbmischungen, von denen schon einige ausverkauft sind.

Wer bisher ein Freund von Matze Rossi Platten war, wird auch dieses Album kaufen, lieben und mitsingen. Wer das bisher noch nicht getan hat, sollte jetzt damit anfangen. Als Start würde ich die Vorab-Singles empfehlen. Dann kommt man automatisch am Rest nicht vorbei. Danke Matze! Again!

 

 

  1. Gitarre Stift Papier
  2. Hundeleben
  3. Askaban
  4. Weit
  5. Hör auf zu träumen
  6. Rotweinflaschenlänge
  7. Ich denk so oft an dich
  8. Kein zurück
  9. Glücklichste Mensch
  10. Ich löse mich auf

 

 

 

 

4.9