Mastodon – Emperor Of Sand (Reprise/Warner, 31.03.2017)

Darf man eigentlich sagen, dass man Mastodon für eine dezent überbewertet Band hält? Das Riffgeschiebe der ersten beiden Alben war durchaus stilprägend im Sludge-Bereich und „Crack The Skye“ war zweifelsohne ein bärenstarkes Album an der Schnittstelle zum Progressive Metal, das auch ich immer noch gerne hin und wieder auflege. Die letzten beiden folgenden Alben waren aber schon fast wieder etwas zu gewöhnlich und straight für diese Band, auch wenn sie teilweise doch spannend waren. Aber den Starrummel rechtfertigen? Naja, ich weiß ja nicht…

Egal, starten wir mal neu. Die Tatsache, dass Brendan O’Brien bei „Emperor Of Sand“ wieder hinter dem Mischpult saß und die Platte abermals ein Konzeptalbum ist (eine nachdenkliche Story über Zeit und Vergänglichkeit), ruft doch irgendwie Erinnerungen an die 2009er-Platte hervor. Allerdings ist das Ganze doch eine recht geradlinige Fortsetzung zu „Once More ‘Round The Sun“…

…oder doch wieder nicht. Das Album klingt fast wie ein Bekenntnis zu mehr Melodie, mehr „Pop“ und Eingängigkeit, klare Gitarrenmelodien und jeder Menge Klargesang und Harmonien. Die Herren Sanders, Dailor und Hinds haben gerade im Gesangsbereich einen großen Schritt nach vorne gemacht. „Emperor Of Sand“ wimmelt geradezu von mitreißenden Melodien, die durch den Raum gehetzt werden. Das vorab ausgekoppelte „Show Yourself“ ist dabei schon fast so etwas wie die Nickelback-Nummer von Mastodon. Hui, das hat gesessen…

Aber keine Angst, man hat es immer noch mit einer Metalband zu tun, auch wenn man nicht gerade wenige Classic-Rock-Bekenntnisse in den Songs findet. Wie zum Beispiel mit den Twin-Gitarren von „Ancient Kingdom“ oder „Clandestiny“, das nicht nur mit einem wilden Gitarrensturm aufwartet, sondern auch mit einem hymnischen Refrain und einem 70’s-Prog-Part (inkl. Roboterstimme).

Ja, ich muss zugeben, man hat sich schon was ausgedacht und Nummern wie „Steambreather“, „Word To The Wise“ oder eben „Clandestiny“ sind ziemlich stark und haben durchaus Hit-Flair, auch wenn sie sich irgendwo etwas ähneln. Dafür lassen es Mastodon zum Ende nochmal wirklich krachen. Beim wilden und herausfordernden „Scorpion Breath“ erhebt Dauergast Scott Kelly (Mastodon) wieder mal seine Stimme und das knapp achtmüntige „Jaguar God“ ist eine anfangs ruhige Reise durch proggige Welten, die das Album zum Ende in andere Sphären erhebt.

Am Ende ist „Emperor Of Sand“ doch ein ziemlich gutes und mitreißendes Album geworden, das muss ich zugeben. Damit wird’s vielleicht doch noch was mit Mastodon und mir. In Sachen Songwriting und Einfallsreichtum macht den vier Amis hier so schnell nichts vor.

Ich bin angetan!

 

Trackliste:
1. Sultan’s Curse
2. Show Yourself
3. Precious Stones
4. Steambreather
5. Roots Remain
6. Word To The Wise
7. Ancient Kingdom
8. Clandestiny
9. Andromeda
10. Scorpion Breath
11. Jaguar God

4.2