Mark Mordue – Jugendfeuer, Die frühen Jahre des Nick Cave [Buchrezension] (Hannibal Verlag, 12.05.2022)

Erst im letzten Jahr ist Nick Cave 65 Jahre alt geworden und passend dazu hat sich der australische Journalist und Schriftsteller Mark Mordue die Jugend des Ausnahmekünstlers angeschaut. “Jugendfeuer, die frühen Jahre des Nick Cave” heißt das gute Stück und um nicht mehr, aber auch nicht weniger soll es auf den beinahe 500 Seiten gehen.

© John Corker

Vor gut vierzig Jahren ging es damals für Cave los und besonders in den Anfängen seiner musikalischen Laufbahn wurde recht extrem und verlustreich Vollgas gegeben – eigentlich ist es ein Wunder, dass der gute Nick heutzutage überhaupt noch unter uns weilt, wurde doch damals viel mit bewusstseinserweiternden Substanzen experimentiert und an Drogen genascht, die man seinem Körper definitiv nicht zufügen sollte.

Gelegentlich mit einem Bein über der Klippe, kriegte er jedoch immer wieder im letzten Moment die Kurve – ganz im Gegensatz zu seinen beiden Söhnen Arthur (†15) und Jethro (†31), denen die Drogen zum Verhängnis wurden.

Aber nicht nur um die Abgründe kümmert sich Mark Mordue in der Biographie, sondern er begibt sich auch auf die Suche nach den Spuren, denen Nick entspringt und deren Ursprung man in der provinziellen Outback-Kleinstadt Wangaratta findet – irgendwo im Nirgendwo, da wo sich Kangaroo und Schakal gute Nacht sagen.

Um dieser Tristesse zu entfliehen, muss man ja wohl oder übel zu Stift und Papier greifen und in seine eigene Welt abtauchen. Und genau das hat ihn zu dem werden lassen, der er nun schon seit weit über 30 Jahren ist, nämlich ein unvergleichlicher Punk-Poet, der seine Gedanken erfolgreich in Texte umwandelte und dadurch weltweit berühmt wurde.

Oft schräg und immer ein wenig abgedreht hat Nick nicht nur in den letzten Jahrzehnten, sondern auch schon seit seiner frühsten Kindheit dafür gesorgt, dass Menschen auf ihn aufmerksam wurden – auch wenn hierfür so manche Grenze schmerzhaft überschritten werden musste. Als Sohn eines Lehrers bedingt es da vielleicht noch ein ganz besonderes Geschick aufzufallen, gelten selbige doch allgemein als entspannter und liberaler als die breite Masse. Aber nein, weit gefehlt… Konflikte waren an der Tagesordnung und spätestens nach dem frühen Tod seines Vaters nahm sein Leben einen anderen Lauf, als sich viele aus seinem Umfeld damals vielleicht gewünscht hätten.

Somit hat es sich der australische Journalist Mark Mordue zur Aufgabe gemacht, hinter die Kulissen der miefigen und piefige Kleinstadt-Idylle zu schauen, in welcher Cave groß wurde und die ihn dann irgendwann in die Punkszene von Melbourne führte. Geholfen haben ihm dabei viele Gespräche mit Caves Familie, alten Weggefährten und anderen Protagonisten vergangener Tage.

Mir persönlich hat “Jugendfeuer, die frühen Jahre des Nick Cave” nochmal einen neuen Einblick in das Leben des Ausnahmekünstlers gegeben und auch wenn man sich erst über die Wucht des Machwerks erschreckt, die 500 Seiten (incl. einiger seltener privater Fotos) lesen sich gut und flüssig, sodass man hier gerne zugreifen darf.

 

 

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