Maerzfeld – Zorn (Südpol Records, 11.10.2019)

Geschickt sind sie ja, die Herren von Maerzfeld. Ihr Name bezieht sich auf die Merowinger. Später wurde die Bezeichnung von den Nazis pervertiert. Der Hörer soll also herausgefordert werden und genauer hinschauen/-hören. Das hat die Band mit ihren Vorbildern Rammstein gemeinsam. Jene sind nicht nur ein guter Bezugspunkt, da eine andere Inkarnation von Maerzfeld als Rammstein-Coverband Stahlzeit unterwegs ist. Nein auch musikalisch gibt es durchaus Parallelen. Und somit befindet man sich durchaus in guter Gesellschaft zu Heldmaschine, Hämaton und Stahlmann.

„Zorn“ heißt das vierte Album der Band, welches kürzlich veröffentlicht wurde. Und recht schnell wird klar, dass Maerzfeld sich nicht damit begnügen die moderne Marschmusik der Berliner Vorbilder nachzuahmen, sondern etwas Eigenes zu schaffen. Und allerspätestens mit ihrem neuen Werk ist das der Band auch gelungen. Das maschinelle bis synthethische Stampfen des Industrial ist noch da, weicht aber meist einer schwungvoll rockenden Kante. Stimmlich gibt es keinen Heldenpathos, sondern eindringlichen Gesang.

Textlich steht die Band auf dem Boden der Tatsachen, beschäftigt sich aber gerne mit düsteren Themen und hält, wie bei „Einer wie alle“ und „Reich“, der Gesellschaft den Spiegel vor. Verpackt in launige, dynamische Rock- bis Metalsongs, die geradlinig sind, aber meist das richtige Gleichgewicht aus kleinen Ecken und Kanten sowie Eingängigkeit findet. Ebenso findet man eine gesunde Balance aus bodenständigem Sound und einer elektronischer wirkenden Komponente á als Eisbrecher (z.B. „Die Sunde lebt“, „Menschling“).

Am Ende haben Maerzfeld es geschafft zahlreiche unterhaltsame Songs aufzunehmen. Gleich der Titelsong „Zorn“ hat ordentlich Hitflair. Tiefer geht „Schwarzer Schnee“, bissig klingt „Reich“, böse „Einer Wie alle“, während man bei „Flammenhände“ doch noch die Pathoskeule schwingt. Überraschend ist das Cover des alten Münchener-Freiheit-Heulers „Zeig mir die Nacht“, welches am Ende nicht aus der Reihe fällt.

Neue Deutsche Härte trifft auf Brimborium-freien Deutschrock – dass das gut funktionieren kann, beweisen Maerzfeld mit „Zorn“ recht gut.

 

Trackliste:
1. Zorn
2. Ohrblut
3. Die Sünde Lebt
4. Schwarzer Schnee
5. Reich
6. Bittersüß
7. Einer Wie Alle
8. Flammenhände
9. Menschling
10. Die Welt Reißt Auf
11. Zeig Mir Die Nacht

 

3.8