Männi – Niete (Dackelton Records, 05.11.2021)

Schon längere Zeit verfolge ich nun die musikalische Karriere von Samuel Dickmeis, der in Punkerkreisen besser als Männi bekannt sein sollte.

Alles andere als eine “Niete” war das, was der Aachener in den letzten Jahren mit “Alkohol & Melancholie” (2017) und “Mir Tut Alles Weh” (2019) heraus gebracht hat und darüber hinaus durfte ich mich im Rahmen eines Interview und bei einem persönlichen Treffen hier oben an der Küste (nur einige Wochen bevor die verkackte Pandemie begann) davon überzeugen, dass Samuel zu den Menschen gehört, die vor Liebenswürdig- und Höflichkeit nur so strotzen.

Nach dem ganzen Chaos der letzten Monate stand Männi am Abgrund, besann sich dann aber seiner Schwächen, optimierte seine Selbstzweifel, sagte sich “Ich Bin Perfekt“… und macht nun doppelt gemein, doppelt so dumm und doppelt so nervig einfach weiter…

Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Songs sogar doppelt so gut geworden sind – womit ich die Nummern aus den bisherigen Alben natürlich in keinster Weise schlechtreden möchte. Aber schon nach dem ersten Durchgang entsteht bei mir der Eindruck, dass “Niete” das bisher beste Album von Männi ist – kein Scheiß!

Auch wenn einem im Laufe der Zeit “Alles egal” wurde (wer kennt es nicht?!),in guter alter Punker-Manier wird hier wunderbar “Dreck Müll Chaos” verbreitet – bei einer richtigen Party fällt halt schon Mal ein Teller von der Wand… und Hotelzimmer sind schließlich ein feiner Ort mal so richtig die Sau raus zu lassen. Und jetzt mal ehrlich, neben der Theke ist der Proberaum immer noch einer der schönsten Orte der Welt – mit Kippenasche gefüllte und dann aus Versehen ausgetrunkene Bierflaschen natürlich inbegriffen, oder?!

Dieses mal gibt es sogar “Keine Hymne” auf den guten alten Alkohol… nee Moment, so ganz stimmt das dann doch nicht – also ehrlich gesagt erwische ich mich ziemlich schnell mit einemr Bierflasche in der Hand beim Mitgrölen und freue mich dabei, dass Männi seinen Humor trotz der ganzen Misere nicht verloren zu haben scheint! Und auch wenn “Ich und Ich” (das jetzige und das aus der Vergangenheit) im Klinsch darüber liegen, wer den Abend gestaltet, unterm Strich endet eh alles mit dem Bekämpfen des altbekannten Katers am Morgen danach.

Aber nicht nur der Klamauk steht bei Samuel auf dem Zettel bzw. im Vordergrund, gerade auch politische Statements finden einen Platz auf dem neuen Album – denn der Rechtsruck ist überall zu spüren und der Spruch, dass die Regierenden auf dem rechten Auge blind sind, war noch nie so offensichtlich wie heutzutage. “Jetzt erst recht” heißt die Devise, Widerstand wird Pflicht… am Ende müssen wir es halt doch wieder selber machen!

Habt ihr eigentlich auch das Problem, dass ihr viel zu “Lange nicht mehr” geweint habt? Als Hobby-Psychologe hat Männi hier vielleicht den einen oder anderen Tip für euch! Unter dem Strich bleiben zu guter Letzt aber sowieso “So viele Fragen” an das Leben – um hier Mal direkt rein zu grätschen, bekanntlich ist die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens 42.

Und wenn man sich die ganzen “Fahndungsplakate” der letzten Monate anschaut, die an den Laternen hingen und uns arrogant von oben herab ansahen, dann kann man schon mal die Nerven verlieren. Denn genau diese Strategen müssen in den nächsten Jahren versuchen, uns und den Planeten nicht endgültig an die Wand zu fahren – na dann mal herzlichen Glückwunsch!

Vielleicht sollte man dann doch lieber “Freche Kids” ran lassen, denn die haben genug Gründe ernsthaft etwas ändern zu wollen… man zieht sich ja schließlich nicht selber die Beine weg, oder?!

So, das wäre`s erstmal – hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass das Album extrem geil ist und auf meiner “Punkalbum des Jahres” Liste ganz weit oben steht?

Habe ich?

Habe ich!

Na dann ist ja gut!

Bekommen könnt ihr die Scheibe übrigens als 180 gr.-Vinyl und als CD – und wer das Album kauft, bekommt keineswegs eine “Niete” – dafür könnt ihr aber mit 10 geilen Punkrock-Hauptgewinnen rechnen!

 

Titel:
1. Ich bin perfekt
2. Alles egal
3. Dreck Müll Chaos
4. Keine Hymne
5. Ich und Ich
6. Jetzt erst recht
7. Lange nicht mehr
8. So viele Fragen
9. Fahndungsplakate
10. Freche Kids

Foto: Lutz Adorf

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4.9