Lustmord – The Others [Lustmord Deconstructed] (Pelagic Reords, 01.04.2022)

2008 veröffentlicht der Meister der dunklen Ambient-Sounds, Brian Williams, besser bekannt unter seinem Pseudonym Lustmord, sein zehntes Album „[Other]“. Sein erstes und einziges Werk, welches neben synthetischen Sounds E-Gitarren-Klänge enthält. Gespielt von Adam Jones (Tool), King Buzzo (Melvins) und Aaron Turner (Isis, Sumac). Sein aktuelles Label Pelagic Records feiert das Album jetzt in Form eines neuen Boxsets. Neben ein bisschen Tinnef enthält es die ursprüngliche Veröffentlichung, die beiden Remix-Platten „Beyond“ und „The Dark Places Of The Earth“ sowie eine Art Tribut namens „The Others“. Jenes wird auch einzeln veröffentlicht und lag uns zur Besprechung vor.

Auf „The Others“ interpretieren 16 Bands und Künstler aus dem weiteren Heavy-Spektrum die ursprünglichen acht Tracks von „[Other]“. Dabei sind solch klangvolle Namen wie Mono, Godflesh, Steve Von Till (Neurosis), The Ocean, Bohren & der Club of Gore, Jonas Renkse (Katatonia), Ihsahn oder auch Ulver.

Dabei halten sich die Interpretation mal mehr, mal weniger eng an das Klangkorsett von Lustmord, das vor allem auf düsteren, meist sparsamen Klangkollagen und -flächen beruht (z.B. „Eon“ von Enslaved, „Godeater“ von Ulver oder „Prime“ von Jo Quaill). Interessanter wird es natürlich, wenn die Künstler ihr eigenes Ich stärker einbringen.

So startet „Plateau“ in der Interpretation von Bohren & der Club of Gore noch im typischen Lustmord-Sound, schlägt sich aber spätestens mit dem Einsetzen von Saxophon und E-Piano immer in Richtung des angestammten Blackjazz. Mono machen aus „Er Eb Os“ eine feine Postrock-Nummer, die typisch nach Mono klingt – wenn auch wesentlich düsterer als sonst.

Spotlights transferieren „Of Eons“ ins Postmetal-Format, Zola Jesus lässt „Prima“ rhythmisch tanzen, während die Electro-Rocker Crown aus „Element“ einen richtigen Song (also im Wortsinne mit Gesang) machen. Årabrot gehen da sogar noch einen Schritt weiter, dekonstruieren ihr Vorlage sogar komplett und zimmerten mit „The Last Days (See The Light)“ schon fast ein richtiges Rockstück. Jaye Jayle interpretiert „Er Eb Es“ mit brummiger Stimme und macht eine Art Songwriter-Nummer draus.

In über zwei Stunden wird einiges geboten, von dem mindestens die Hälfte durchaus unerwartet spannend ist. Ein Faible für lang (also richtig lang!) ausgelegte, meist recht beunruhigende Klangteppiche braucht man aber nach wie vor. Trotzdem kann „The Others“ durchaus auch ein guter Einstieg in das Werk von Lustmord sein.

 

Trackliste:
1. ENSLAVED – Eon
2. MONO – Er Eb Os
3. IHSAHN – Dark Awakening
4. JO QUAILL – Prime
5. BOHREN & DER CLUB OF GORE – Plateau
6. HACKEDEPICCIOTTO – Trinity Past
7. ULVER – Godeater
8. JONAS RENKSE – Er Eb Os
9. ZOLA JESUS – Prime
10. SPOTLIGHTS – Of Eons
11. THE OCEAN – Primal [State of Being]
12. CROWN – Element
13. JAYE JAYLE – Er Eb Es
14. GODFLESH – Ashen
15. STEVE VON TILL – Testament
16. ÅRABROT – The Last Days (See The Light)

 

 

Photo-Credit: Tracey Roberts