Lulu & die Einhornfarm – Alles klärchen, Bärchen (Bakraufafita Records, 27.02.23)

Wer kennt Lulu nicht? Lulu und ihre drei musikalischen Begleiter sind schon zusammen als Toten Crackhuren im Kofferraum unterwegs und pflegen ihren Punkrock-Ablage Lulu und die Einhormfarm unter dem Motto “laute Musik mit schlechten Texten” – zur Freude aller Freunde des mehr oder weniger gepflegten Punkrocks, der keine Tabus kennt.

Das Album ist kurz mit nur 23 Minuten bei 11 Songs. Diese sind aber vor allem sehr kurzweilig und das Album beginnt mit der goldenen Regel der Fernbusreise: “Im Bus wird nicht gekackt”. Besser ist das!

Die Songs machen Spaß und nehmen gerne allerlei Dinge auf die Schippe.  Ein besonderes Highlight stellt für mich “Morgen kommt das neue Iphone dar” – auch das Video (natürlich im Hochformat), gedreht im Apple-Store, zeigt, dass die Band nicht wirklich alles ernst meint und ihre Songs immer im gesellschaftlichen Kontext gesehen werden möchten… kurz: das Influencer-Handy-Volk wird mal mächtig durch den Kakao gezogen.

A propos durch den Kakao ziehen. Das geht doch auch mit der Polizei, oder? Zu diesem Song kam noch Schlagzeuger Chris Kotze, den man aus diversen Bands kennt, als Feature dazu.

Zuletzt wurde noch “Ich bin eine Schlampe” veröffentlicht! Ein weiteres Indiz, dass sich Lulu und die Einhornfarm nicht allzu ernst nehmen – ein toller Song, der mal richtig Spaß macht und vermutlich außerhalb der Punkrockbubble nicht unbedingt auf Verständnis stößt. Muss auch nicht!

Das Album ist musikalisch hörbarer spaßiger Punkrock! Gut gefällt mir auch “Cabinet würzig”, auch wenn ich als westdeutscher Nichtraucher erstmal googlen musste, was das überhaupt ist!

Es geht aber auch Ernsthaft: Mit “Dickpic” wird die Unsitte in sozialen Medien thematisiert, wenn Frauen ungefragt Bilder von männlichen Geschlechtsorganen gesendet bekommen und zwar mit der eindringlichen Empfehlung, was dann zu tun ist. Richtig so!

Zu guter Letzt folgt noch die Punrockversion von “Bau mir nen Schrank”, was es ja bereits von The CHICK gibt und wunderbar die Rollen von Mann und Frau vertauscht, indem der Mann als Sexobjekt reduziert wird.

Fazit: Ein wirklich tolles Album – messerscharf, witzig und ernst, tabulos und nachdenklich oder einfach nur Lulu! Bitte mehr davon!

 

4.5