Love A – Meisenstaat (Rookie Records/Indigo, 19.08.2022)

Geschlagene fünf Jahre ist es her, dass die feinen Herren von Love A ihr letztes Album “Nichts Ist Neu” veröffentlicht hatten – und man konnte schon ein wenig Angst bekommen bzw. sich die Frage stellen, ob Jörkk mit seinen ganzen Nebenprojekten (u.a. Schreng Schreng & La La, Trixsi) nicht langsam unter die Räder und die Liebe somit auf Dauer zu kurz kommen würde (ach ja… als Autor, sowie als unterhaltsamer Interview-Partner betätigt er sich ja auch noch gelegentlich).

Aber nein, weit gefehlt – spätestens mit “Will und kann nicht mehr” hatten es die Vögel dann von den Dächern geträllert, nämlich dass sie nun einen eigenen “Meisenstaat” gründen und uns zukünftig mit elf neuen Songs erfreuen wollen würden.

Hauptverantwortlich für das Album zeichnet sich Karl, der nicht nur das Schlagzeug bedient, sondern auch die Scheibe produziert hat. Apropos Sound, dieses Mal kommen mir die Nummern schon nach dem ersten Durchgang um einiges ruppiger und härter vor – besondere Zeiten erzeugen möglicherweise besondere Energien, gell?! So sind zum Beispiel “Achterbahn” oder “Klimawandel” ziemliche Bretter, die textlich dann noch gewohnt kritisch aufgewertet werden.

Aber springen wir doch eben nochmal zurück auf Anfang, denn der Opener “Frag nicht” kommt zu dem Ergebnis, dass man doch am besten seinen eigenen Fehlern treu bleiben sollte – na wenn das nicht Mal eine Ansage ist… deprimierter und perspektivloser kann man seiner Zukunft nicht ins Auge sehen, oder? Auf der anderen Seite muss man sich halt auch nicht immer verbiegen lassen, Punkt! “WIll und kann nicht mehr” ist aber auch nicht unbedingt die lebensbejahende Nummer, deren Ende ein Feuerwerk an bunten Farben mit sich bringt. Ganz nach dem Motto “Wie es läuft? – bergab und rückwärts, aber wenigstens läufts!

Schön mit Hall untersetzt begrüßt uns der “Meisenstaat“, lässt uns aber direkt auf die Klippe zugehen, die einem eigentlich den Ausweg aus der ganzen Misere schon vorhersagt. Meine Güte, bisher ist hier aber eine ganze Menge Melancholie und Depression im Raum – so düster darf es gerne weiter gehen… lasst uns gemeinsam in den Untergang tanzen!

Das was uns jetzt noch erwartet ist “Genau genommen gut genug“, viel mehr haben wir nicht verdient – wir haben ja eh schon alles kaputt gemacht und der “Klimawandel” lässt sich nicht mehr aufhalten. Am besten wegducken und sich mit anderen Sachen beschäftigen… denn was man nicht sieht, dass gibt es bekanntlich auch nicht.

Oder vielleicht sollten wir uns einfach von dem ganzen Social-Media Müll verabschieden… glaubt es mir, “Analog ist besser” – denn früher war eindeutig mehr Lametta. Was soll der ganze Driss, lasst uns doch einfach Mal alles runter fahren und dem ganzen Wahn entfliehen, hier gebe ich Love A recht, ich “Kann und will nicht mehr“!

Alles fühlt sich wie eine “Achterbahn” an… aber wie kommt man denn bitte heraus? Dass wird mir alles zu viel, zu schnell… wo ist denn bitte oben und unten… mir wird schlecht…

Und jeder der jetzt noch “Alles ist einfach” sagt, der kann Mal mit mir spazieren gehen – allerhöchstens “zu viel” ist alles. “Aus die Maus“… Punkt!

Entweder wir lassen uns weiter verängstigen, manipulieren und unsere Gehirne in mundgerechte Stücke zerteilen, oder wir müssen schleunigst dem Hamsterrad entfliehen. “Schlucken oder spucken” ist die Frage der Stunde – noch ist nichts verloren, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Die Jungs von Love A drücken mit jeder Nummer auf dem neuen Album die Faust in die Wunde des kranken Systems. Alleine die Tatsache, dass die Lieferketten aufgrund der Pandemie und der kriegerischen Auseinandersetzungen weltweit kurz vor dem Kollaps stehen und viele Veröffentlichungen von Vinyls daher verschoben werden müssen, zeigt doch, dass hier überall gehörig etwas falsch läuft. Da “Meisenstaat” davon ebenfalls betroffen ist, gibt es das gute Stück heute erst einmal als Stream bzw. Download… die CD folgt schnellstmöglich und Liebhaber:innen der Platte sollten sich noch bis in den Oktober gedulden.

Ich muss zugeben, dass ich dem fünften Love A-Album schon einige Durchgänge habe geben müssen, bis es richtig und endgültig bei mir gezündet hat. Aber mittlerweile feiere ich jeden einzelnen Song als ein düsteres apokalyptisches Feuerwerk – Jungs, ihr habt mich Mal wieder gekriegt!

 

Titel:
1. Frag nicht
2. Will und kann nicht mehr
3. Meisenstaat
4. Genau genommen gut genug
5. Klimawandel
6. Analog ist besser
7. Kann und will nicht mehr
8. Achterbahn
9. Alles ist einfach
10. Aus die Maus
11. Schlucken oder spucken

Foto: Oliver Jungmann

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Love A – Meisenstaat (Rookie Records/Indigo, 19.08.2022)
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