Lost In Kiev – Persona (Pelagic Records, 26.04.2019)

Lost In Kiev haben sich für ihr neues Album eine Selbstbeschränkung auferlegt: keine allzu ausschweifenden Nummern mehr, die Stücke sollen direkter auf den Punkt kommen. Fast schon ungewöhnlich in einem Genre wie Postrock, welches für seine ausgedehnten, bisweilen langatmigen Kompositionen bekannt ist. Man kann den Schritt nur gutheißen!

Und die Franzosen haben ihr Ziel erreicht. Zwischen vier und sechs Minuten spielt sich alles ab, Langeweile kommt keine auf. Im Gegenteil, man verbreitet durchgehend wohlklingende Faszination. Und obwohl man ein ganzes Füllhorn an Sounds verarbeitet, fließt alles schön ineinander. Anno 2019 scheint man verstärkt auf ausgedehnte Synthesizer-Flächen zu setzen. Gerne im altmodischen 80er-Jahre-Gewand, was für ausgleichende, beruhigende Momente zwischen den lauten und schweren Momenten sorgt.

Denn Lost In Kiev haben es nicht verlernt Schwere zu erzeugen. Allerdings wird dieses Stilmittel nur punktuell eingesetzt, was das Ganze noch etwas intensiver macht. Ansonsten versteht man sich auf das Erzeugen von den Hörer umhüllenden Klangflächen. Der stimmungsvolle Einsatz von Stimmsamples sorgt für ein weiteres Plus an Atmosphäre. Dazu muss man sagen, dass die Band jene selbst aufgenommen und nicht nur anderswo „ausgeborgt“ hat.

Die Musik von Lost In Kiev ist geprägt von Melancholie und Dramatik und bietet den richtigen Soundtrack für das eigene Kopfkino, welches sich unweigerlich einstellt, wenn man „Persona“ auflegt. Das dritte Album der Band ist ein rundum gelungenes Hörerlebnis, welches am Jahresende durchaus im Rennen um das beste, instrumentale Postrock-Album eine Rolle spielen dürfte.

Operation gelungen, Rezensent beeindruckt!

 

Trackliste:
1. Persona
2. Lifelooper
3. The Incomplete
4. XM3216
5. Pygmalion
6. Mindfiles
7. Psyche
8. Thumos
9. Mecasocialis

 

4.3