Lord Vigo aus Landstuhl, Rheinland-Pfalz, denken weiter groß. Nachdem man sich beim letzten Album „Danse De Noir“ am „Blade Runner“-Universum orientierte und einen entsprechenden Breitwand-Sound fuhr, setzt man das mit „We Shall Overcome“ weiter fort. Auch dieses Mal wagt man sich textlich auf Science-Fiction-Terrain, auch wenn die Inhalte mehr mit der heutigen Welt zu tun haben, als man sich wünscht.
„We Shall Overcome“ ist ein Konzeptalbum das die Geschichte hinter Rushs „2112“ weiterspinnt und 25 Jahre nach dessen Ende ansetzt. Das Böse hat gewonnen, die Ältesten haben erfolgreich eine Diktatur der Maschinen installiert. Was kann der Mensch dem entgegen setzen? Textlich durchaus spannend, musikalisch nicht weniger packend als vor zwei Jahren umgesetzt.
Klanglich geht man noch ein wenig mehr in die Breite, Synthesizer- und Keyboardsounds bahnen noch stärker ihren Weg und sorgen für etwas mehr Kälte in der Gesamtwirkung. Leider schoss man damit teilweise etwas über das Ziel hinaus, denn die Produktion klingt irgendwie etwas überladen und undurchdringlich. Etwas mehr Wärme hätte nicht geschadet. Aber ich denke das war genau das Ziel, denn Lord Vigo spielen sehr bewusst mit ihren Einflüssen aus den 80ern, sprich New Wave und Prog. Man sagt selbst: Ultravox meets Manowar meets The Cure.
Sicher mit einem Augenzwinkern, aber zum Teil stimmt das tatsächlich. Und doch stecken unter dem Bombast klassische Lord-Vigo-Songs, echte Metalsongs – episch und breit, weniger doomig als früher, dafür mit tollen Melodien und großen, mitreißenden Gesten. Wer in den Opener „The Heart Of Eternal Night“ reingefunden hat, kann sich auch im Rest mit Genugtuung baden. Besonders gefallen am Ende das mit einnehmen Gesangslinien gesegnete „From Our Ashes We Will Rise“, der überlange Titeltrack oder auch das treibende „A Necessary Evil“.
Eine große Liebe zum Detail verbindet alle Songs. Das zieht auch durch die Verpackung. Das der CD beiliegende Booklet enthält viele Zeichnungen und Gemälde rund um die Geschichte, sämtliche Texte und Erläuterungen dazu.
Am Ende also ein stimmiges Gesamtpacket, für das man durchaus eine Empfehlung aussprechen darf, auch wenn es einen kleinen Abzug in der B-Note in Sachen Produktion gibt.
Trackliste:
1. Blessed Are The Meek
2. The Heart Of Eternal Night
3. Natural Habitat
4. Since The Sun Was Young
5. From Our Ashes We Will Rise
6. Journey To Eternity
7. We Shall Overcome
8. A Gathering Of Clouds
9. A Necessary Evil
10. 1986 – Book 1
11. A New Dark Age