Spätestens als die aus Landstuhl, Rheinland-Pfalz stammenden Lord Vigo geschäftlich von No Remorse zu High Roller Records wechselten, ging auch ein Stilwechsel vom reinen, epischen Doom Metal zu etwas eigenem einher. So waren „Danse de noir“ (2020) und „We Shall Overcome“ (2022) zwei packende Konzeptalben mit dezentem Science-Fiction Flair, auf denen man klanglich mit 80er-Jahre-Verweisen in Richtung Postpunk und New Wave liebäugelte.
Das klang trotz der starken Songs beim letzten Anlauf noch etwas holprig, entfaltet nun mit „Walk The Shadows“ aber seine volle Pracht. Von einem textlichen Konzept befreit, lässt die Band hier ihrer Kreativität freien Lauf. Der doomige Metal ist in den acht Stücken durchaus noch zu spüren, doch klanglich sind die Einflüsse von Darkrock-Truppen wie Fields Of The Nephilim und den Sisters Of Mercy schon recht stark zu spüren. Keyboards, Rhythmik und der nun verstärkt tiefere Gesang stehen stark in diese Richtung. Teilweise agieren die Gitarren schon fast funky.
Metalfans rümpfen hier vielleicht dann doch etwas die Nase. Aber das Vorgehen von Lord Vigo ist äußerst konsequent, man verließ ganz bewusst seine Komfortzone und erschuf vielschichtige Musik. Aber das wichtigste dabei: das Songwriting ist unverändert packend. Gerade die im angenehmen Pathos vorgetragenen Melodien wissen einen an der Hand zu nehmen.
Ergebnis sind mitreißende Songs wie „Through A Glass Darkly“ oder der Titeltrack. Ein Plus an Atmosphäre verziert dafür Stücke wie „Killing Hearts And Endless Nights“ oder „Servant Of The Dark“. Mit dem überlangen Abschluss „El Hakim“ setzt man vollends auf diese Karte und man hat ein Epos erschaffen, das einen vielleicht nicht sofort mitnimmt, das Album aber interessant abrundet.
Lord Vigo ist eine Band, die nie dasselbe Album zweimal aufnimmt, das hat der bisherige Backkatalog beweisen und hiervon macht auch „Walk The Shadows“ keine Ausnahme. Ob es eine Standortbestimmung für die Zukunft und eine prägende Veröffentlichung in der Bandgeschichte ist, wie Bandkopf Vinz Clortho angibt, wird man sehen. Eins steht aber auf jeden Fall fast: „Walk The Shadows“ ist wirklich ziemlich gut!
Trackliste:
1. A Morbid Realm
2. Walk The Shadows
3. Through A Glass Darkly
4. We Shall Not
5. Killing Hearts And Endless Nights
6. Servant Of The Dark
7. The Triumph Of The Killing Heart
8. El Hakim