Lord Dying – Mysterium Tremendum (eOne/SPV, 26.04.2019)

„Mysterium Tremendum“ – die dritte Platte der Band – ist ein Album über den Tod. Allerdings nicht im Sinne blutrünstiger Abschlachtorgien, sondern viel mehr ein Reflektieren über den Umgang mit dem Sterben in der westlichen Kultur sowie der Frage nach dem Danach. An diese Nachdenklichkeit musste sich natürlich auch die Musik anpassen. Wo früher die grobe Keule regierte, verwendet man heute viel öfter das Florett. Seinen heavy Sludge-Sound ließ man zusammen mit klassischen Rock- und Prog-Tugenden wie zweistimmigen Gitarrenmelodien und akustischen Tönen gären, grollender Gesang muss meist einer hellen, klaren Stimme weichen.

Damit gehen Lord Dying nicht den leichten Weg und verlangen dem Hörer durchaus etwas ab. Denn „Mysterium Tremendum“ ist ein Album zum Zuhören, nicht zum einfachen Konsum nebenher. Bisweilen verschachtelte, durchdacht strukturierte Stücke, die sich langsam aufbauen, aber nicht unbedingt explodieren, bestimmen das Bild. Episch angelegte Nummern wie das düster anrollende „Severed Forever“ oder das verschachtelt wirkende „Nearing The End Of The Curling Worm“ sind keine Seltenheit.

Schwere Sludge- und Stoner-Riffs werden zwar nicht gerade rar eingesetzt, aber derartige Urgewalt steht meist nicht im Fokus. Oftmals gibt man sich verspielt, wie im stark vom Classic Rock beeinflussten Longtrack „Split From A World Withing, Devooid Of Dreams Death, The Final Loneliness“. Das abschließende Instrumental „Saying Goodbye To Physical Form“ treibt das Spiel noch etwas weiter. „Even The Darkness Went Away“ kommt gar als stimmungsvolle, akustische Folk-Ballade daher.

Trotz all dem Filigranen und der an den Tag gelegten Nachdenklichkeit ist „Mysterium Tremendum“ eindeutig als Album einer Metalband zu identifizieren. Allerdings hat man sich einen ganz neuen Anspruch ans Revers geheftet, der durchaus zu spannenden Ergebnissen führt. Doch scheinen Lord Dying damit noch nicht am Ende ihres Weges angekommen, denn die neue Musik wirkt etwas wie eine Art Durchgangsstation. Den Stücken fehlt in letzter Konsequenz die Größe und Griffigkeit, wie sie ihre Kollegen Mastodon zum Beispiel auf „Crack The Skye“ erzeugen konnten.

Aber nichtsdestotrotz: ein interessantes Werk für scheuklappenfreie Metalfans.

 

Trackliste:
1. Envy the End
2. Tearing at the Fabric of Consciousness
3. Nearing the End of the Curling Worm
4. The End of Experience
5. Exploring Inward (An Unwelcome Passenger)
6. Severed Forever
7. Even the Darkness Went Away
8. Freed from the Pressures of Time
9. Lacerated Psyche
10. Split from a World Within, Devoid of Dreams Death, The Final Loneliness
11. Saying Goodbye to Physical Form

 

3.8