Long Distance Calling – How Do We Want To Live? (InsideOut, 26.06.2020)

Wenn es eine Band gibt, die es geschafft hat mit (fast) rein instrumentaler Musik nachhaltig Erfolg zu haben, dann sind dies die Münsteraner Long Distance Calling. Ich wage jetzt mal die wenig kühne Prognose, dass sich dies auch mit dem neuen Album nicht ändern wird!

Wenn man einem Album den Titel „How Do We Want To Live?“ verpasst, dann denkt man womöglich auch schon etwas größer, denn diese essentielle Frage lässt sich nicht mit einem Satz beantworten, aber vielleicht doch mit Musik, welche fast komplett ohne Worte auskommt.

Auf „How Do We Want To Live?“ dreht es sich um die Koexistenz von Menschheit und künstlicher Intelligenz, passend dazu klingt das Album elektronischer. „Kling elektronischer“ heißt aber nun nicht, das die Band hier ihren instrumentalen, progressiv rockenden Wurzeln vergisst. Im Gegenteil, Long Distance Calling verstehen es ihre Songs an den richtigen Stellen mit Samples zu versehen.

Bestes Beispiel dafür ist der zweiteilige Opener „Curiosity“. Teil 1 leitet das Album ein. Sprachsamples und atmosphärische Keyboards bereiten das Ohr auf das was da noch kommen mag vor. Teil 2 geht dann in die Vollen. Die Sprachsamples sind noch da, verschwinden aber etwas im Hintergrund. Der Rhythmus fasziniert sofort und die Gitarrenmelodien erinnern mich er hier ein wenig an Pink Floyd, obwohl die Band doch ihre eigene Klangfarbe hat und diese hier auch sehr gut ans Ohr bringt.

„Hazard“ hat einen schweren Rhythmus über dem Gitarren und andere Klänge fast schwebend zu hören sind. „Voices“ rollt etwas schwerer an und ist in den ersten Minuten sehr zurückhaltend. Zum Ende des Songs hin explodiert die Musik und der Song wird sehr hart und wild! Wunderbar!

„Fail/Opportunity“ ist pure Melancholie. Die Band setzt hier auf Streichinstrumente. „Immunity“ ist vielleicht mein Favorit des Albums, den Song empfinde ich als besonders dynamisch.

„Beyond Your Limits“ ist der einzige Song von „How Do We Want To Live?“ welcher mit Gesang ausgestattet worden ist. Der Gesang stammt von Eric A. Pulverich (Kyles Tolone). Der Song wirkt musikalische etwas leichter als der Rest des Albums, was auch am Gesang liegt.

Das abschliessende „Ashes“ ist ein weitestgehend ruhiger Song und verlangt eigentlich nach einem Kopfhörer. Überhaupt empfehle ich „How Do We Want To Live?“ mit einem guten Kopfhörer zu genießen. Der tolle Sound des Albums, die Stereoeffekte kommen so besonders gut zur Geltung!

Fazit: „How Do We Want To Live?“ ist das bisher kompletteste Album von Long Distance Calling. Die Band bringt elektronische Klänge und progressive Rocktöne höchst musikalisch zusammen und veröffentlicht so einen heißen Anwärter auf den Titel „Album des Jahres“

1. Curiosity (Part 1)
2. Curiosity (Part 2)
3. Hazard
4. Voices
5. Fail/Opportunity
6. Immunity
7. Sharing Thoughts
8. Beyond Your Limits
9. True/Negative
10. Ashes

 

http://www.longdistancecalling.de/

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