Long Distance Calling – Ghost (Avoid The Light Records, 26.02.2021)

Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist!

Das haben sich wohl auch die Münsteraner Long Distance Calling gedacht. Ihr letztes Album „How Do We Want To Live?“ ist fast überall eingeschlagen wie eine Bombe. Dass ein fast reines Instrumentalalbum eine Chartplatzierung in den Top 10 erreicht ist ungewöhnlich, spricht aber für die Klasse von Album und Band.

In Pandemiezeiten kann man keine Tour zum Album veranstalten, die bereits geplanten Konzerte mussten inzwischen mehrfach verschoben werden. Anstatt rumzusitzen, hat die Band dann aber doch lieber die Instrumente ausgepackt und ist ins Studio gegangen und hat eine Jam-EP eingespielt. Wie auch schon bei der 2014er Jam-EP „Nighthawk“ ist die Band ohne Vorbereitung in die Aufnahmesession gestartet und das Ergebnis ist mal wieder hörenswert!

Sechs Songs (inklusive Intro) gibt es auf „Ghost“ zu hören. Die crowdfundingfinanzierte EP ist physisch nur im eigenen Bandshop zu erwerben.

Dass es keine lange Vorbereitung für die Aufnahme gab, das hört man! Die Songs auf „Ghost“ klingen roher, ursprünglicher und gradliniger als die Lieder der letzten Studioalben. Das meine ich nicht negativ, sondern eher sehr positiv, die Kreativität von Long Distance Calling zeigt sich dann hier in einer rohen, fast unbearbeiteten Form!

Das sehr elektronisch klingende Intro „Dullahan“ verwirrt anfangs noch etwas mit seinen düsteren Soundspielereien. Der erste Full-Size-Song ist dann „Old Love“. Direkt mit den ersten Takten merkt man auch hier, dass Long Distance Calling wohl eine leichte Melancholie zum Ausdruck bringen wollten. In der Mitte des Songs wird es etwas ruhiger, die zweite Hälfte von „Old Love“ gibt ein wenig mehr Gas und die Gitarren werden präsenter.

„Black Shuck“ wurde als erstes Lied von „Ghost“ ausgekoppelt. Auch hier ist wieder eine etwas düstere Grundstimmung hörbar. Der Song beginnt eher sanft. Das zweite Drittel von „Black Shuck“ wird von einen treibendem Bassrhythmus eingeleitet

„Seance“ ist der längste Song der EP. Er beginnt mit Synthisounds und brummt in den ersten Minuten etwas vor sich hin. So richtig interessant wird „Seance“ erst als zur Mitte des Liedes das Schlagzeug einsetzt und sich die anderen Instrumente einklinken!

Auch „Fever“ beginnt mit langgezogenen Synthiesounds, hier findet die Band aber wesentlich schneller in das Songgerüst. „Fever“ gefällt mir sehr gut, der Track hat eine fast hypnotische Wirkung!

Den stärksten Song haben Long Distance Calling an das Ende von „Ghost“ gepackt!
„Negative Is The New Positive“. Jener lebt von seiner Dynamik. Die Band wechselt immer wieder zwischen lauten und leisen Tönen, tatsächlich klingt der Song in Gänze dann auch sehr düster.

„Ghost“ ist eine gelungene EP, welche mit sehr spontanen Songs überzeugt!


1. Dullahan (Intro)
2. Old Love
3. Black Shuck
4. Seance
5. Fever
6. Negative Is The New Positive

 

http://www.longdistancecalling.de/

4.1