Long Distance Calling – Eraser (earMUSIC, 26.08.2022)

Um Musik interessant zu halten, gilt es den Mut zu Veränderungen mitzubringen. Das gilt wahrscheinlich umso mehr für instrumentale Musik als für Musik welche auch durch Gesang geprägt wird.

Die Münsteraner Long Distance Calling verändern ihren Sound von Album zu Album. Vielleicht war die Veränderung noch nie so groß wie zwischen dem neuen Album „Eraser“ und seinem Vorgänger „How Do We Want To Live?“. Das mag auch an den Konzepten der Alben liegen, welche unterschiedlicher nicht sein könnten. „How Do We Want To Live?“ beschäftigt sich mit Technologie und künstlicher Intelligenz, hier hat die Band dann viel auf Synthesizer gesetzt. „Eraser“ handelt von der Zerstörung der Natur, und die Münsteraner haben es geschafft dieses schwere Thema in 9 mitreißende Songs zu packen.

Auf „Eraser“ klingen Long Distance Calling rockiger, düsterer und ruppiger. Jeder Song ist einer Tierart gewidmet, welche kurz vor dem Aussterben steht. Auch das Artwork des CD-Digipacks spiegelt dies wieder.

„Enter: Death Box“ ist ein kurzes Intro, welches ordentlich Spannung aufbaut. „Blades“ ist dem Nashorn gewidmet. Und so wuchtig wie die erste Minute des Liedes aus dem Boxen hämmert, so wuchtig mag man sich eben dieses Tier vorstellen. Ähnlich kraftvoll mag man sich wohl den Gorilla vorstellen, welcher im Track „Kamilah“ gewürdigt wird. Tatsächlich beginnt der Song aber sehr verhalten, fast schon ruhig. Irgendwann wird die Ruhe aber aufgebrochen und die Intensität wird hochgefahren!

„500 Years“ klingt majestätisch und vielleicht ganz so, wie man sich einen Grönlandhai im Wasser vorstellen kann. Durchweg ruhig fällt „Sloth“ aus, fast ein wenig entspannt, so wie man fatalerweise eben auch ein Faultier wahrnimmt! „Giants Leaving“ ist sehr dynamisch geworden. Schnelle und harte Parts wechseln sich mit ruhigen Tönen ab!

Den Flug einer Biene nimmt man eher hektisch wahr. Und so kommt auch „Blood Honey“ rüber: hektisch und etwas zerfahren, zumindest in den ersten 5 Minuten des über zehn Minuten langen Tracks! Der Mittelteil und das Ende des Songs klingen wesentlich harmonischer!

„Landless King“ beschreibt den Tiger. Der Song spielt mit Leichtfüßigkeit und harter Rhythmik. So wird der Song sehr dynamisch, wie eben ein Tiger auch ist!

„Eraser“ beschreibt den Mensch. Auch hier spielen Long Distance Calling mit Laut-und-Leise-Dynamiken. Der Abschluss des Songs wirkt ein wenig traurig!

Fazit: Long Distance Calling verstehen es mal wieder instrumentale Geschichten zu erzählen und zu vertonen, diese dabei so umzusetzen, dass dem Zuhörer zu keiner Zeit langweilig wird. Man ist immer gespannt auf die nächste Melodie oder die nächste Stimmung.

Tolles Album!

1. Enter: Death Box
2. Blades
3. Kamilah
4. 500 Years
5. Sloth
6. Giants Leaving
7. Blood Honey
8. Landless King
9. Eraser

https://longdistancecalling.de/news.html

Foto: Andre Stephan
4.5