Meine Fresse, was für eine ungehobelte Macht, was für ein unglaublich raues, unbarmherziges Stück Musik! Das neue Album der Dänen LLNN hat mich gleich vollkommen überrumpelt. So ist das halt, wenn sich vorher nicht schlau macht, was einen erwartet… Das kann dann auch mal auch ein Absturz in die (Klang-)Hölle sein. Beim Feinschmeckerlabel Pelagic Records per se aber gar nicht mal so ungewöhnlich.
Das Quartett steht jedenfalls dem ganz harten Spektrum der Macht nahe. Irgendwie im Postmetal beheimatet – und doch wieder nicht so richtig. Der progressive Geist ist vorhanden. Man setzt allerdings nicht auf ausgewalzte, sich entwickelnde Klangflächen, sondern auf die grobe Keule. Vergleiche mit Amenra oder Celeste kommen jedenfalls nicht von ungefähr.
LLNN nehmen dabei das mächtige Doom-Feeling der Belgier und die Hardcore-Schwärze der Franzosen, kombinieren das Ganze mit unglaublich tief gestimmten Gitarrensounds (vom Bass gar nicht mehr zu unterscheiden) und teils sphärischen, auf jeden Fall sehr düsteren Synthesizer-Flächen, die in den ruhigeren Momenten (die es tatsächlich hier und da auch mal gibt) an futuristische Games-Soundtracks erinnern. Gelegentlich eingeworfene Fieldrecordings oder Industrial-Elemente sorgen für noch mehr unmenschliche Fremde. Gesang gibt es natürlich auch, wenn man ihn denn so nennen kann. Viel mehr ist ein garstiges, nervenzehrendes Geschrei, das eher wie ein weiteres Instrument eingesetzt wird. Irgendwie irre, irgendwie bedrückend, irgendwie verstörend – irgendwie aber auch wieder faszinierend.
LLNN fackeln meist nicht lange und kommen schnell auf den Punkt mit ihrem atemlosen Sound. Manchmal wünscht man sich etwas mehr zum Festkrallen, anstatt beständig die eruptive Karte auszuspielen. Das Quartett zerrt an einem, lässt einen nicht mehr los. Das kann über längere Zeit durchaus ziemlich anstrengend werden. Da sind rund 40 Minuten schon fast wieder zu viel an Spielzeit. Denn man fühlt sich danach auch ziemlich ausgezehrt.
Mit leichtem Hang zum Masochismus ist man am Ende aber auch hier bestens und vollkommen bedient!
Trackliste:
1. Imperial
2. Desecrator
3. Obsidian
4. Vakuum
5. Scion
6. Interloper
7. Division
8. Forger
9. Tethers
10. Resurrection
Photo-Credit: Rasmus G Sejersen