Live – Mental Jewelry [25th Anniversary Edition] (Radioactive/Geffen/Universal, 11.08.2017)

Redet man vom Alternative Rock der 90er Jahre kommt, man sicherlich irgendwann mal auch auf „Throwing Copper“ von Live und solch tolle Songs wie „I Alone“ oder „Lightning Crashes“, auch wenn das Quartett bei uns nie so populär war wie in ihrer amerikanischen Heimat. Ende letzten Jahres hat man sich wieder mit Sänger Ed Kowalczyk zusammengetan. Neue Mucke von der wiedervereinten Band gibt es noch nicht, dafür feiert man aber, dass das Debüt „Mental Jewelry“ vor 25 Jahren veröffentlicht wurde. Jenes gibt es nun (obligatorisch) als Vinyl-Platte sowie als aufgepimpte Doppel-CD-Version. Letztere lag und vor.

Auf ihrer ersten, unter dem Namen Live veröffentlichten Platte klang die Band noch etwas anders, verhaltener als später. Der Vergleich mit R.E.M. kam nicht von ungefähr. Der Hang zu Dramatik und spirituell angehauchte, tiefgründige Texte waren schon da. Ebenso das Gespür für griffige Melodien. Songwriting und Arrangements klangen allerdings noch nicht so reif und gewandt wie ein paar Jahre später.

Überhaupt schienen Live noch auf der Suche nach ihrem Sound. Die Songs waren sehr rhythmusbetont. Gerade durch den sehr präsenten Bass, der manchmal schon fast waviges, bzw. funkiges Feeling verbreitet, wie zum Beispiel bei „Operation Spirit (The Tyranny Of Tradition)“ oder „Waterboy“. Gitarrist Chad Taylor agierte 1992 mit seinen unverzerrten Saitenklängen noch recht zurückhaltend und unauffällig. Im Mittelpunkt steht ganz klar der leidenschaftliche und charismatische Gesang von Ed Kowalczyk, der Nummern wie „Pain Lies On The Riverside“, „The Beauty Of Grey“, „Good Pain”, „Brothers Unaware” oder „Operation Spirit (The Tyranny Of Tradition)” zu Ohrenöffnern machen.

Jene Songs haben den „test of time“ auch recht gut überstanden, was man vom Album als solches nicht uneingeschränkt sagen kann. Vieles klingt doch etwas überholt und auch nicht jeder Titel beißt sich nachhaltig in den Gehörgängen fest oder es wirkt gar regelrecht belanglos. Klassiker schufen Live erst später.

„Mental Jewelry“ wird allerdings durch das Bonusmaterial aufgewertet. Neben einem unnötigen Remix von „Pain Lies On The Riverside“ bekommt man mit „Born Branded“ ein bisher unveröffentlichten Lied sowie mit „Negation“ und „Heaven Wore A Shirt“ zwei Songs der vor dem Album veröffentlichten EP „Four Songs“. Interessanter ist aber die beiliegende Live-CD vom Juli 1992. Denn hier klingen die Albumtitel ein ganzes Stück knackiger und mitreißender. Die Band agiert ziemlich spielfreudig und ausgelassen. Das macht die Scheibe zu einer sehr guten Alternative zu „Mental Jewelry“. Die besten Songs der Platte sind nämlich alle drauf. Zudem mit „Susquehanna“ ein gutes, unveröffentlichtes Stück.

CD1: Mental Jewelry
1. Pain Lies On The Riverside
2. Operation Spirit (The Tyranny Of Tradition)
3. The Beauty Of Gray
4. Brothers Unaware
5. Tired Of Me
6. Mirror Song
7. Waterboy
8. Take My Anthem
9. You Are The World
10. Good Pain
11. Mother Earth Is A Vicious Crowd
12. 10,000 Years (Peace Is Now)
13. Born Branded
14. Pain Lies On The Riverside (Club Remix)
15. Negation
16. Heaven Wore A Shirt

CD2: Live At The Roxy July 16, 1992
1. Show Intro
2. Waterboy
3. Take My Anthem
4. Pain Lies On The Riverside
5. Susquehanna
6. Negation
7. You Are The World
8. Tired of Me
9. Heaven Wore A Shirt
10. Operation Spirit
11. Good Pain
12. Beauty of Gray
13. 10,000 Years (Peace Is Now)

3.6