Lesser Glow – Nullity (Pelagic Records, 29.05.2020)

Lesser Glow aus Boston, Massachusetts klingen düster. Sehr düster sogar. In rund 39 Minuten nimmt einen die Band auf eine dunkle Reise in Doom- und Sludge-Gewässer mit.

Man macht gar kein großes Aufhebens, sondern startet mit dem ersten Track „The Great Imitator“ gleich ohne Vorwarnung durch. Komplett introfrei. Die garstigen, schleppenden Metalriffs werden gleich vom kernigen Gesang in die Zange genommen. Wie ein zäher Lavastrom schleppt sich die Nummer dahin und begräbt alles unter sich. Und wäre da nicht der nach Danzig in alten Tagen klingende Mittelteil, würde man gleich selbst von dem gleichbleibenden, höhepunktarmen Sound verschluckt.

Denn wirklich mit Hooks oder kleinen Melodien werfen Lesser Glow nicht gerade um sich. Hier wird reinster, zäher Sound gespielt, vorgetragen mit leicht noisiger Schlagseite. Sehr heavy und aufgrund des Songwritings auch gar nicht so leicht zu packen. Alle Nummern gehen ineinander über und man meint fast einen einzelnen Track zu hören.

Und doch schafft es gerade der zwischen dunklem Brummen und klaren Abschnitten wechselnde Gesang sich immer wieder aus dem Morast freizuschaufeln und mit einer Emotionalität zu packen. Gerade das angenehm knackige „Versterven“ gefällt mit seiner Mischung aus garstigem Poltern und gefühlter Tiefe. Das setzt sich im direkt folgenden „I Am The Island“ fort, auch wenn das Stück von der klaren, einnehmenden Stimme lebt, auch wenn man auch hier nicht wirklich wiederkehrenden Elementen arbeitet.

Der Sludge-Doom auf dem zweiten Bandalbum „Nullity“ ist gar nicht einfach zu fassen, braucht sicher den einen oder anderen Spin mehr, um sich richtig darin zu verbeißen. Ob man diese Geduld aufbringen möchte, muss letztlich wohl jeder für sich entscheiden. Ganz uninteressant ist das Ganze sicher nicht.

 

Trackliste:
1. The Great Imitator
2. Red Ayrag
3. Fostering This Nullity
4. Alone in the Column
5. Versterven
6. I Am the Island
7. The Great Filter
8. Toba

 

Photo-Credit: Matt Darcy

 

3.6