Für sein neues Album “Il y a les ombres“ rekrutierte der französische elektronische Komponist und Musiker neben Gastmusikern wie zum Beispiel Laura Guarrate (ehemals Magma), Jacques Barbert oder Nicolas Dick (Kill the Thrill) vier Lyriker, welche die Texte für seine neuen Stücke, die sich alle um das Thema Schatten drehen.
Das Album beginnt mit dunklen und verworrenen Soundscapes aus denen das kraftvolle „ProvidenZad“ hervorgeht. Ein satter Beat treibt dieses Stück mit seinen dunklem Soundscape voran und die elektronisch erzeugten Geräusche verdichten sich zu einer fesselnden Atmosphäre. Die melodie gebenden Klänge flirren kreisend durch den Raum und die dunkel gesprochenen Verse vervollständigen dieses fesselnde Stück.
Mit dem anschließenden „La Nuit venue“ wird der Beat zunächst beibehalten, es mengen sich jedoch natürliche und elektronisch verzerrte Bläserklänge hinzu. Auch dieses Strück bezieht, wie eigentlich das ganze Album, seine Eindringlichkeit aus der Mischung aus Sounds und gesprochenen Worten.
Das funktioniert auch mit mystischen und ruhigeren Klängen, wie direkt darauf das von einer verführerischen Frauenstimme geungene/gesprochene „The Orbitary Satellites“. Hier fallen die Beats weit zurück und pulsieren nur sehr langsam. Das Stück lebt von den atmosphärischen Sounds und Fieldrecordings, die den Hörer in sich aufnehmen.
Mit dem aggressiveren und von kontemporären Bläserklängen durchzogenen „Once a week“ kam mir dann ein erster klanglich vergleichbarer Act in den Sinn: Ulver. Dem Stück, angetrieben von harschen, aber stoischen elektronischen Schlagzeug und Bassklängen, steht die ebenfalls mitunter aggressive Stimme entgegen, die Elektronik fräst sich in die Gehörgänge und die kontemporären Bläserklänge zerreißen das Klangbild in kunstvollerweise.
Darauf folgt dramaturgisch gut eingesetzt ein wieder ruhigeres, mystisches Stück mit dem Titel „Comme une étrange parenthèse“. Scharrende elektronische Geräusche neben einem treibenden, elektronischen Schneebesen-Klang führen das Stück. Die Basis ist ein weit in den Hintergrund gesetzter Drone-ähnlicher Sound und etwas weiter nach vorne dann eine sich stetig wiederholende Synthesizer-Spur. Das instrumentale Stück wird dann noch mit ein paar gut gesetzten kontemporären Sounds vollendet
„The Lament Of Lar Gibbons” wird von einem sich stoischen wiederholendem Gitarrenanschlag geführt. Die zunächst sehr spärliche Perkussion wird später mit einem Rockschlagzeug vervollständigt. Bis dahin baut sich auf dem schwebenden elektronischen Untergrund ein psychedelisches Meer an Klängen auf, das den Hörer nach und nach angenehm zu überfluten droht. Die stoische Perkussion passt hierzu hervorragend und so entwickelt sich dieses Instrumental zu einem der Höhepunkte des an Höhepunkten nicht armen Albums.
Auch die restlichen Songs erreichen das beschrieben Niveau. Es gibt tatsächlich keine Füller auf diesem Album. Die Stücke sind gut komponiert, perfekt arrangiert und ebenso großartig abgemischt. Die etwas über 50 Minuten sind klanglich einfach herausragend in Szene gesetzt und die Mischung aus Experiment, Eingängigkeit und satten Beats ist ebenso großartig.
Man kann dieses Album Elektrofans ebenso wie Art-Rocker, Proggern und Psychedelikern, Gothics und auch offenen Popfans ans Herz legen. Ein düsterer Ohrenschmaus der Extraklasse.
- Dans la forêt (intro)
- ProvidenZad
- La Nuit venue
- The Orbitary Satellites
- Once A Week
- Comme une étrange parenthèse
- The Lament Of Lar Gibbons
- Circumstances Of Happiness
- La Ville générique
- Il y a les ombres
- Lumières paradoxales
https://www.laurent-pernice.fr/?lang=fr
https://laurentpernice.bandcamp.com/