LASTER – ons vrije fatum ( Dunkelheit Produktionen, 09.01.2017)

Genau das ist es was das Schreiben von Reviews so interessant macht. Viele tolle Bands bekommt man zwischen die Finger, welche man sonst niemals gefunden hätte. Wie auch hier im Fall der niederländischen Band LASTER.

Oberflächlich kann man den Stil von LASTER einfach als Blackmetal bezeichnen, aber da wird man den dunklen Gesellen nicht ansatzweise gerecht. In der Scheibe “ons vrije fatum” steckt viel viel mehr. Aussergewöhnlich ist nicht nur, das der Gesang in deren Heimatsprache gehalten ist, es werden auch viele Stile aus allen Ecken und Enden mit in den Gesamtsound eingebracht. Ob Blackmetalgeschredder oder Ambient, Indierock, mal ein Blasinstrument, Keyboard – aber alles passend zum Gesamtsound und Konzept von LASTER . Man hört an jeder Ecke, das sich beim Komponieren viel Zeit genommen wurde. Alles macht Sinn, auch wenn es beim ersten Durchlauf vielleicht noch etwas merkwürdig und bizarr erscheint, wird später alles deutlich und sinnvoll. Spätestens beim 2. Durchgang packt einen die Scheibe total und man wird in einen Mahlstrom aus pechschwarzem Avantgarde-Metal gezogen.

Gerade bei “bitterzoet” ist man überrascht wie der Stilmix funktioniert. Hoch melodischer Indie-Black, endend in hyperspeed-avantgarde, ein Wahnsinnsmix. Der Schluss von “Er Wordt Op Mij Gewacht” verfolgt einen noch lange im Kopf…

“Helemaal Naar Huis” ist dann wieder Leid und Hass pur, mit total abgedrehten Mittelteil inkl. melodischem Blasinstrument. Ich fühle mich da wie in einem David Lynch – Film. Ganz großes Kino hier gerade. Alles ist homogen, trotz wahnsinniger Eruptionen und extremen Stilmixen.

Hier ein kleiner Ausschnitt aus dem Promotext, der es aber irgendwie trifft:

“Auf diesen Pfaden der Erkundung und der Heiterkeit sendet „Ons vrije fatum“ eine Welle voll herbstlicher, beinahe-barocker Schönheit nach der anderen; die Spannung, stets anwachsend und oft ein hysterisches und verletztes Gefühl von Verlust bedeckend, wird plötzlich mit schwindelerregendem Rauschen voll von verschlungen verschachtelten Gitarren und brütendem Bass entfesselt, nur um anschließend wieder aufgebaut und in unendlicher Weise neu erkundet zu werden…”

Der Sound und die Produktion sind passend zum Stil, ich persönlich hätte es mir natürlich etwas bombastischer und transparenter gewünscht, aber das ist vielleicht gar nicht gewollt. Manchmal ist weniger mehr und kleine Soundnuancen können das Konzept stören.

laster-band

Ich würde das Gesamtwerk als avantgarde-blackmetal bezeichnen. Einzelne Songs hervorzuheben macht keinen Sinn. Die Platte ist ein Gesamtkunstwerk und muss auch als Ganzes genossen werden.Das Cover ist ebenso passen, wie auch die ganze Aufmachung des Booklets. Auf das wesenliche reduziert, aber alles mit einer gewissen Stimmung.

Diese Band darf nicht weiter im Underground dümpeln, sondern muss einfach hervorgehoben werden. Wer es schafft so eine Platte zu kreieren hat definitiv ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Applaus verdient, das ist Kunst – punkt. Nehmt euch die Zeit und schenkt der Scheibe ein paar Durchläufe und ihr seid infiziert.

Für mich sind LASTER  jetzt schon die absolute Entdeckung des noch jungen Jahres.

Tracklist:

  1. Ons Vrije Fatum
  2. Binnenstebuiten
  3. Bitterzoet
  4. Helemaal Naar Huis
  5. De Tijd Vóór
  6. De Roes Na
  7. Er Wordt Op Mij Gewacht
4.8