Deichbrand Festival 2016

Lass die Musik an!… oder wieso uns das Deichbrand Festival 2016 ganz besonders packte

Es gibt seit Jahren ein bestimmtes Wochenende im Sommer, an welchem hier oben an der Küste das Top Event des Jahres stattfindet… bereits seit zwölf Jahren ist nämlich das Deichbrand Festival am Seeflughafen Cuxhaven/Nordholz angesagt!

Dieses Jahr sollte es vom 21.07.2016 bis zum 24.07.2016 richtig zur Sache gehen und 50.000 musikbegeisterte Festivalbesucher pilgerten schon ab Donnerstag Mittag (mit leichten verkehrsbedingten Schwierigkeiten) auf das Gelände. Ein großes Lob direkt an die Veranstalter, 0862c30cc44bb4b3209e321ff03687cddie zum wiederholten Male ein wunderbares Festival organisiert hatten und die vier Tage somit zu einem beeindruckenden Erlebnis machten.

Da es erstmals sechs Bühnen geben sollte musste ein wenig umgebaut werden, so dass man das Palastzelt und die neue Newport Bühne, auf welcher sich über das komplette Wochenende Newcomer präsentieren konnten, ein wenig außerhalb des eigentlichen Festivalgeländes aufgebaut wurde. Nach anfänglicher Skepsis, ob man die einzelnen Bühnen somit überhaupt zeitnah erreichen konnte (Einlasskontrollen usw.) habe ich mich davon überzeugen können, dass man trotzdem schnell und unkompliziert von der einen zur anderen Location wechseln konnte.

Ein besonderes Lob geht auch dieses Jahr wieder an die Securitys, die sich erneut von ihrer besten Seite zeigten und viel Spaß, coole Sprüche und ausgelassene Partystimmung verbreiteten. Ebenfalls sorgten sie mit amtlichen Wasserpistolen für ordentlich Abkühlung, denn das Wetter zeigte sich, ganz im Gegensatz zu den angedrohten Sturmböen und starken Gewittern, von seiner allerbesten Seite und brachte uns sogar Temperaturen von über 30°C incl. ungewöhnlicher Bräune und leichtem Sonnenbrand.

Eine ausreichende Anzahl von Catering-Ständen sorgten für das leibliche Wohl und es war eigentlich für jeden etwas dabei… okay, die Preise kann man schon als deftig bezeichnen, was aber für eine Veranstaltung in dieser Größenordnung durchaus normal ist.

Persönlich besonders angenehm war, dass unserer Fotografin Dana und ich noch kurzfristig in den Genuss einer Deichbrand Presse-Akkreditierung gekommen waren, welche uns hinter die Kulissen des Events und sogar in den Pressegraben direkt vor die Bühnen brachte. In diesem Zusammenhang auch nochmal einen ganz großen Dank an das Organisations-Team, und hier speziell an Sarah… einfach top!

Als Ziel hatten wir uns gesetzt, so viele Bands wie möglich bei ihren Auftritten zu begleiten, wobei sich die Berichterstattung, ganz den Vorlieben entsprechend, dann am Ende, bis auf ein paar Ausreißer, doch weitestgehend auf den Rock- und Punkbereich konzentrierte!

Massendefekt, Sondaschule, OOMPH!

Der Donnerstag sollte komplett im Palastzelt stattfinden und am frühen Abend begannen wir mit dem Auftritt der Punkrocker von MASSENDEFEKT. Sichtlich gut gelaunt wurden die Düsseldorfer vierzig Minuten lang von gut 2.500 singfreuden Gästen abgefeiert und spätestens als die Jungs dem erst kürzlich verstorbenen ehemaligen Toten Hosen Drummer „Wölli“ ihren letzten Song widmeten, hatte der eine oder andere Fan plötzlich nicht nur Schweiß in den Augen!

Direkt im Anschluss verbreitete die Ruhrpott Ska-Punk Combo SONDASCHULE „Ein kleines bisschen Chaos“ imMassendefekt, Sondaschule, Saltatio Mortis, Tarja Turunen, OOMPH! immer voller und wärmer werdenden Zelt und Costa Cannabis zeigte uns wie ein „Bestes schlechtes Vorbild“ zu sein hat! „Schön kaputt“ ging es dann zum nächsten Akt des Abends und die Mittelalter-Rocker von SALTATIO MORTIS enterten mit ihrem „Zirkus Zeitgeist“ die Bühne und brachten das Zelt quasi zum Brennen.
Beim Blick um mich herum fiel mir auf, dass sich in der Zwischenzeit das Publikum plötzlich verändert hatte… die bunthaarige Bandshirt tragende Punkgemeinde hatte sich teilweise in Spielleute mit mittelaltertauglichen Gewandungen verwandelt!

Nach fünfzig Minuten war dann Schluss und die finnische Sopranistin TARJA TURUNEN betrat am späten Abend die Bühne und schaffte es innerhalb kürzester Zeit, dass Palastzelt fast komplett leer zu singen… unrühmlicher Abschluss eines leider desaströsen Auftrittes war der Becherwurf eines Volldeppen direkt an die Schläfe der Sängerin, nach kurzer Behandlung ging es dann aber weiter.

OOMPH! schloss dann kurz nach Mitternacht den ersten Festivalabend und Songs wie „Augen Auf!“ oder auch „Gott ist ein Popstar“ wurden lauthals abgefeiert. Ziemlich beeindruckt und reichlich müde ging es dann ins heimische Bett… der Luxus einer eigenen Dusche und von gekühlten Getränken ist zwar in den Augen von richtigen Festivalbesuchern spießig, aber damit komme ich klar!

Deichbrand Logo schmal - Freitag

 

Bei entspannten 25°C ging es am frühen Freitagnachmittag auf der Fire Stage mit CALLEJON weiter. Sänger Basti und der Rest der Band waren mal wieder so dermaßen in ihrem Element und rockten die Bühne. Absoluter Höhepunkt waren die beiden Songs „Schwule Mädchen“ und „Schrei nach Liebe“, beim Ärzte Cover gaben tausende mitsingende Deichbrand Kehlen erneut ein fulminantes Statement gegen die braunen Hohlköpfe ab!

Der Wechsel auf die Water Stage brachte einem ein amtliches Rockbrett von Daniel WIRTZ… nach einem ganz kurzen Abstecher in das Palastzelt, wo sich Raf Comaro gerade um Leib und Seele rappte (ich habe überhaupt nichts geraf(f)t – dieses Genre ist und bleibt mir 13731820_1761794327368645_9055900451002837419_ovöllig fremd!) flüchteten wir direkt zur Fire Stage, auf welcher alsbald die schwedischen Alternative-Rocker JOHNOSSI los legten. Irgendwie schade nur, dass der Funke an dem Nachmittag nicht richtig überspringen wollte!

Eher zufällig wohnten wir dem Konzert der Niederländer von BIRTH OF JOY auf der Newport Bühne bei… die gekonnte Mischung aus 60iger und 70iger Rock kam gut an. Eine Anmerkung am Rande: Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl als würde der junge Joe Cocker am Schlagzeug sitzen… verrückt!

Nach einem kurzen Pit-Stop an der Verpflegungsstelle ging es schnell zur Fire Stage, denn der Auftritt von MADSEN stand unmittelbar bevor! Voller Erwartungen zeigten sich die Wendländer in hervorragender Stimmung, was den Auftritt zu meinem Highlight des Tages machte! Astreine Songauswahl, perfekte Stimmung und Sebastian führte die mitsingende Partygemeinde als Kapitän vorbei an dem leichten Nieselregen… was will man mehr?!

Nach dem abgefahrenen Auftritt des Lokalmatadoren ALLIGATOAH, der über die komplette Länge des Auftritts quasi ein verrücktes Theater-Cabaret-HipHop Spektakel präsentierte, beendeten HEISSKALT im Palastzelt und DIE FANTASTISCHEN VIER auf der Fire Stage unseren langen Deichbrand Freitag!

Deichbrand Logo schmal - Samstag

Tag drei des Festivals begann für uns mit den US-Boys von LAGWAGON, welche die Fire Stage am frühen Nachmittag mit ihrem Punk und Melodic Hardcore erfreuten… Gitarrist Chris Flippin ist übrigens gefühlte 2,50m groß und könnte hier oben in Cuxhaven gut und gerne die Kugelbake ersetzen!

DANKO JONES zeigte sich bei seinem Deichbrand-Auftritt gewohnt spielfreudig… der absoluten Höhepunkt war der Moment, als sich Sänger Danko über die rudernden Massen wunderte und dann die Band den Auftritt unterbrach, als sie im Graben eine rockende ältere Dame entdeckten, diese für ein Foto auf die Bühne baten und dann an die Massen plädierten, manchmal besser die Musik für ein besonders Foto zu unterbrechen… das war eindeutig die coolste Großmutter aller Zeiten!

Punkrock vom Feinsten boten dann die Düsseldorfer ROGERS im Palastzelt und nach fast einer Stunde hatte man somit seine täglich Dosis Sauna hinter sich… Respekt, feiner Gig!

WIZOAuf der Newport Bühne zeigten sich dann ODEVILLE von ihrer besten Seite und stimmten uns dann gut auf einen weiteren Höhepunkt des Festivals, den Auftritt von JOHN COFFEY ein. Optisch sehr amüsant gaben die Niederländer alles und forderten mit Erfolg den wohl größten Circle-Pit der Palastzelt-Geschichte ein!

Nach MILLENCOLIN ging es dann direkt mit den ehrwürdigen Politpunkern von WIZO weiter. 30 Jahre Bandgeschichte sind schon eine Nummer und die Jungs zeigten uns erneut schonungslos, wie es um unser Land und die Welt gestellt ist… geiler Gig vor mächtig vielen Punkfreunden!

Die Briten von SKUNK ANANSIE ließen dann alle Fans vor der Fire Stage mit offenen Mündern stehen, denn Sängerin Skin gab alles… vom Surfen auf der Menge, bis zum recht körperlichen Flirten mit einem durchaus verwirrten Kameramann… somit wurde der Tag mit dem total abgedrehten Auftritt beendet!

Deichbrand Logo schmal - Sonntag

Nach HEAVEN SHALL BURN und dem abgedrehten ERIK KOHEN begeisterten mich die Kanadier von SILVERSTEIN im Palastzelt, bevor die SPORTFREUNDE STILLER einige SportfreundeStücke ihres demnächst erscheinenden neuen Albums zum Besten gaben…. wenig still, aber leider auch nur bedingt sportlich!

Mit K.I.Z als Sonntags-Headliner wurde das Deichbrand Festival 2016 dann fulminant beendet… noch einmal tobten die Massen zu den Rap- und HipHop Klängen der Berliner! Für uns war der Gig (wie gesagt, Rap und ich werden nie richtige Freunde!) quasi der Anlass, uns langsam von vier Tagen mit coolen Leuten, wenig Schlaf, abgefahrenen Eindrücken und Einblicken ins Innere eines Festivals zu verabschieden!

Voller Vorfreude auf das Deichbrand Festival 2017 sagen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge:

Danke Deichbrand… du warst so gut zu uns!

Deichbrand – Festival an der Nordsee

Fotos: Dana Blex / Küstenfuchs Photographie