Kristian Harting i sit studie på Refshaleøen under indspilningerne til sit nye album I Am You, You Are Me, You Are You, We Are We. Foto: Asbjørn Sand

Kristian Harting – Summer of Crush (Exile on Mainstream Records / 30.10.2015)

Musikalisch ist der Däne Kristian Harting seit vielen Jahren äußerst vielfältig unterwegs. Vom harten Metal mit der Band Avoid über diverse Noise-Pop-Exkurse bis zur experimentellen Rockband DreamJockey hat Harting schon einiges ausprobiert. Seit einiger Zeit ist er allerdings komplett solo unterwegs.

Doch vom Begriff „solo“ sollte man sich nicht täuschen lassen. Denn obwohl eine reine One-Man-Show, klingt seine Musik manchmal durchaus voluminös. Mit seiner Gitarre sowie Loops, Effekten und einem mit den Füßen gespielten Moog kreiert er einnehmende Klanglandschaften zwischen Lo-Fi-Pop, Mali-Blues, Soundtrack-Anklängen und Avantgarde-Folk. Damit ist Harting mehr als nur ein weiterer Singer/Songwriter-Typ mit seiner Gitarre.

„Float“, das Solodebüt des Dänen, war im letzten Jahr eine große Überraschung. Da hat Andreas Kohl vom Label Exile on Mainstream mal wieder einen feinen Riecher gehabt. „Summer of Crush“, sein zweiter Anlauf, will nun etwas mehr. Mehr Sound, mehr Spielerei, mehr Experimente. Mit „South North Passage“ und „Spirits Revisited“ hat Harting zwei reine Instrumental-Titel mit auf das Album genommen, bei denen er seiner Fantasie freien Lauf lässt. Mal ruhig blubbernd, dann wieder wild und knirschend. So richtig will er sich dabei nicht festlegen.

Hartings Klangkonstrukte werden allerdings nie zum Selbstzweck. Denn dahinter stecken immer kleine, feine Songs die klassisches Songwritertum atmen – Herz und Seele inklusive. Die Lieder drehen sich um Liebe in all ihren Facetten, inklusive ihrer Schattenseiten. Seine Worte bewegen und seine warme, gefühlvolle Stimme tragen seine Gedanken recht eindringlich nach außen. Gerade in den ruhigeren Momenten schafft er kleine, feine Stimmungsbögen. „Traveller“, „Soul Sister“, „White Spirits“ oder das Mini-Epos „Ship of Fools“ sind sehr gute Beispiele für die Klasse der Platte.

Die Emotionen sind vielfältig, der Sound abwechslungsreich und man weiß nie so genau was als nächstes geschieht. Andererseits klingt das Album dadurch leider aber nicht so geschlossen, wie man es sich vielleicht wünschen würde. Aber wer weiß, vielleicht ist „Summer of Crush“ auch nur eine kleine Zwischenstation auf seiner musikalischen Reise. Sehr wahrscheinlich sogar. Aber bis zum nächsten Stopp gefällt Kristian Harting wieder.

Ein etwas anderer Songwriter!

Kristian Harting - Summer of Crush

1. Traveller
2. Temporary Rooms
3. White Spirits
4. How High
5. I Am You N°2
6. Spirits Revisited
7. Cannibals
8. Ship of Fools
9. Digging Up Graves
10. South North Passage
11. Soul Sister
12. East West Door

4.2