Konzertbericht HI! SPENCER – Backstage (München, 19.05.2024)

Bands fallen ja in vielerlei Kategorien: Manche sind ausgesprochene Livebands, manche sind die Studiotiere, die eine Ewigkeit an diesem einen Halbton herumschrauben können, bis er genau das richtige Gefühl ausdrückt. Hi! Spencer gehören zu den Bands, die man am liebsten einpacken und mit nach Hause nehmen würde, um sie in schlechten Zeiten wieder hervorzuholen. Als Garanten für unbändigen Spaß auf (und vor!) der Bühne sind sie sympathisch, authentisch und einfach die knuffeligsten Menschen, die man sich vorstellen kann.

In München feiert die Band den Tourabschluss ihrer „oben“-Frühjahrstour. Im Gegensatz zu allen anderen Orten der Tour, wo es ausverkauft oder hochverlegt hieß, blieb es in München die kleinste Show, jedoch diejenige, die „voll mit Herzen“ war, wie Sänger Sven es ausdrückte.

Als Supportact hatten sich die Osnabrücker Castillo aus Hamburg eingeladen. Er präsentierte dem Publikum seine „heartbroken pop songs“ und hielt sich konsequent an den ultimativen Tipp, dem Publikum nach jedem Lied seinen Namen zu nennen – damit sich hier ja kein Anfängerfehler einschleicht. Nach einer halben Stunde übergibt er die Bühne an Hi! Spencer.

Die eröffnen ihr Set mit „Fotopapier“ und Sänger Sven verkackt den gleich so richtig, so dass nach zwei Textzeilen von vorne begonnen wird. Nur ein Exklusiv-Merkmal der München-Show, dem noch weitere folgen sollten. Textsicher schallt der Band der Publikumchor entgegen und es ist ein leichtes die Stimmung zu dirigieren: Bei „Juno“ wird das Publikum in zwei Hälften geteilt und singt im Kanon die beiden Zeilen „You know nothing/Juno everything“. Das Hitfeuerwerk schießt aus allen Rohren, egal ob ältere Songs wie „Trümmer“ oder aktuelle wie „Frische Luft“, die Stimmung ist am Siedepunkt. Jedoch nicht nur die Stimmung kochte – der Club gleicht mittlerweile einer Sauna auf maximaler Betriebstemperatur – die Band konnte die Shirts auf der Bühne auswringen.

Bei „Hallo Jolien“ gibt es wieder einen aktiven Mitmachpart: Winken im Refrain. Und textsicher sein. Aber das klappt sowieso bestens. Die Geschichte zum Song „Nebel“ erklärt Sven damit, dass sie sich ob des Pathos und der Oh-Ohs im Studio unsicher gewesen seien. Doch dann sei Nicholas Müller von Jupiter Jones zu Besuch gekommen und habe gesagt „unbedingt genau so machen“. Augenzwinkernd erklärt er, dass eventuelle Beschwerden über zu viel Kitsch an Nicholas Müller zu richten seien.

Ein wenig blitzt der Comedian (Anm. d. Red.: Sven Bensmann ist in seinem anderem Beruf als Comedian unterwegs) im Sänger durch, als es proaktives Merch-Selling gibt, das komplette Sortiment vorgestellt wird und damit auch eine kurze Gelegenheit zum Durchschnaufen entsteht. Natürlich nur um nochmal mit Vollgas in den Endspurt zu gehen. Zu „Tel Aviv“ spielt Gitarrist Janis auf dem Balkon. Als sich kurz darauf auch noch Sänger und Gitarrist Malte in den Moshpit stürzt, ist es plötzlich ziemlich leer auf der Bühne. „So schön allein“ beschließt einen Abend, der nicht ausgelassener hätte sein können. Danke Hi! Spencer, dass ihr so einen tollen Tourabschluss gefeiert habt!

Fotocredit: Debora Brune

FACEBOOKBANDPAGEINSTAGRAM