Donots

Konzertbericht 30 Jahre DONOTS – Backstage (München, 05.12.2024)

Vor 30 Jahren hat nicht nur die Playstation Einzug in die Kinderzimmer einer ganzen Generation gefunden, nein, auch die Donots haben ihre Band gegründet und waren vermutlich nicht weniger oft zu Gast, als die erwähnte Spielekonsole. Da so ein Jubiläum natürlich standesgemäß gefeiert werden muss, haben die Ibbenbürener das ganze Jahr über so ziemlich alle Register gezogen: Angefangen mit den Mini Birthday Slams über das Jubiläums Open Air läuten sie nun mit den Grand Birthday Slams das Finale der Feierlichkeiten ein.

Geburtstage, vor allem runde, feiert man natürlich mit besonderen Gästen. In München ist Adam Angst dabei, was man schon fast als Traumkombination bezeichnen könnte, die sich nicht nur bei der letztjährigen Tour mehr als gut bewährt hat. Es erklingen die Töne von Bon Jovi’s „You Give Love A Bad Name“, gefolgt von einer Sprechstimme, was sogleich in den Opener „Mindset“ überleitet. Allein dafür muss man sie einfach schon lieben. Bei nur 40 Minuten Spielzeit wird gewaltig durch das Set gebrettert. „Punk“, „Unter meinem Fenster“ oder „Wir sind zusammen“ lassen den Siedepunkt erstaunlich schnell erreichen. Durchschnaufen muss später erfolgen. Selten funktioniert eine Vorband so gut, nur allzu oft ist zu so frühem Zeitpunkt mit den Kräften für den weiteren Abend Haushalten angesagt. Diese Maxime wurde heute kollektiv über Bord geworfen. Mit „Splitter von Granaten“ wird dann aber auch unweigerlich das Ende eingeläutet, um den Donots die Bühne zu überlassen.

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Der Vorhang senkt sich und die Bühne ist zunächst komplett verhüllt. Das Donots-Logo erscheint, das Intro wird per Videoinstallation eingespielt. Der Vorhang fällt und zu „Auf sie mit Gebrüll“ explodiert förmlich alles. Ingo präsentiert seine vor Feuchtigkeit geschrumpelten Finger „mindestens 5 Songs früher als gestern“. Kein Wunder, denn Songs wie „Dead Man Walking“ oder „Apokalypse Stehplatz Innenraum“ verwandeln das gesamte Backstage in einen tobenden Pit. Man ist direkt froh, dass bei dem von Guido auf der Akustikgitarre gespieltem „Augen sehn“ kurz Zeit bleibt durchzuschnaufen und dankbar nach dem großzügig verteilten Wasser zu greifen.

Natürlich nur, um postwendend wieder durchzudrehen: obwohl der Fokus am heutigen Abend auf den deutschsprachigen Songs liegt, dürfen einige englische Highlights wie „Saccharine Smile“ oder „We’re Not Gonna Take It“ nicht fehlen. Aber nicht nur das Publikum feiert die Donots frenetisch, nein, auch die Crew hat gewaltig Spaß an dem Abend und feiert ihrerseits die Donots. Ein Knutscher hier, ein Abgehen da und immer wieder ein Strahlen. Das sieht man in der Form auch nicht alle Tage. Mittlerweile sind Ingos In-Ears kaputtgeschwitzt, die erzwungene Wechselpause nutzt Guido gleich, um etwas ausschweifender von Ibbenbürener Traditionen zu erzählen, nicht ohne dafür von Ingo gerüffelt zu werden. Der Sänger  unternimmt einen letzten Versuch, für ein wenig Abkühlung zu sorgen, und vergleicht den Club mit einem Backofen. Um die „Umluft“ zu aktivieren fordert er das Publikum auf, erst in Richtung Band zu pusten, dann zu wedeln. Hilft aber auch nichts. Es wird munter weiter getropft. Irgendwie ist das alles einfach mehr als gestern: heißer, intensiver, leidenschaftlicher.

Je später der Abend, desto emotionaler wird es. Immer wieder ungläubiges Kopfschütteln bei den Donots („Ey, München, das könnt ihr doch nicht machen, eine Band zerficken“). Artige Danksagungen an „Kein Bock auf Nazis“, „Viva con Agua“, für all die Liebe die der Band auf dieser Tour zu teil wird und natürlich an die „Wauzis“ von Adam Angst, weil die immer so gucken. Außerdem hätten die Donots noch ein paar kreative Bandnamen-Vorschläge für Kollegen parat wie z.B. Bernd Bange oder Stefan Schiss.

Der Endspurt wird eingeläutet, Ingo wirft sich noch einmal in den Circle Pit, aber als die ersten Töne von „So Long“ erklingen, heißt es wirklich Abschied nehmen, wenn auch sich gegenseitig in den Armen liegend. Auch bei den Donots kann man mittlerweile nicht mehr nur von feuchten Augen sprechen – J.D. schüttelt es direkt vor Rührung. Bei jeder anderen Band würde man das wahrscheinlich irgendwie anzweifeln und seltsam finden, aber die Donots sind einfach so authentisch in ihrem ganzen Sein, dass man das einfach fühlt – auch wenn es jedes Mal aufs Neue passiert. Die Donots und München, das ist einfach große Liebe. Es ist ein bisschen wie bei Geburtstagsfeiern: Während sich alle Gäste in einem Raum versammeln und angestrengten Smalltalk versuchen, steigen die besten Partys immer noch in der Küche. München war an diesem Abend definitiv die Küche.

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Fotocredit: André Schnittker

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