Kissin’ Dynamite – Ecstasy (Sony Music, 06.07.2018)

Die als quasi Teenie-Band gestarteten, süddeutschen Hardrocker Kissin‘ Dynamite veröffentlichten mit „Ecstasy“ tatsächlich schon ihre sechste Platte. Damit begeben sie sich auch wieder in die Hände eines Business-Majors (Sony Music) und sie bringen ein standesgemäßes Geschenk mit: ein perfekt poliertes, schillerndes Album voller Songs, die nicht lange hinter dem Berg halten und denen der Stempel „Hit“ auf die Stirn geschrieben steht.

Nicht erst seit gestern weiß das Quintett wie man eingängige, gut reinlaufende Songs schreibt. Nicht umsonst orientiert man sich immer wieder an den ganz großen Helden der 80er wie Bon Jovi oder Mötley Crüe. Aber trotz der altbekannten Zutaten und des klassischen Songwritings klingt „Ecstasy“ modern und traditionell zugleich und der Platte wohnt ein angenehmes Crossover-Potenzial inne. Wer wissen möchte, wie das Ganze klingt, legt gleich Song Nr. 1, „I’ve Got The Fire“ ein und weiß Bescheid: So klingt ein Volltreffer!

Als Rockfan kann man eigentlich gar nicht wirklich anders, als das gut finden. Kissin‘ Dynamite haben einfach ein Gespür für eingängiges Material und einen guten Sänger, der die Sache glaubwürdig rüberbringt. Für die Abrundung sorgt das Produzententeam, das leider endgültig den letzten Rest des „Steel of Swabia“ abschmirgelte. Manchmal kommt man einfach nicht umhin zu denken, man habe es mit einem Popalbum zu tun. Nicht nur bei der latent kitschigen Balladen „Still Around“ (trotzdem ein guter Song). Man ist froh, wenn man die im Promowisch prophezeite Energie der Anfangstage in Songs wie „One More Time“ oder „Breaking The Silence“ aus der Ferne vernimmt.

Eigentlich ist das gar nicht das große Problem der Scheibe. Denn die Songs an sich sind durchgehend gut. Vor allem der erwähnte Opener, der Kracher „Ecstasy“ mit Gastsängerin Anna Brunner (Exit Eden), das poppige „You’re Not Alone“ oder auch „Waging War“. Das Problem ist der immer wieder selbe, komplett auf die aufgebauschten Refrains ausgerichtete Aufbau der Songs, der alles gleich klingen lässt, auch wenn es im Intro mal etwas grooviger, flirrender oder düsterer, wie bei „Breaking The Silence“, daher kommt. Das ermüdet. Dass es auch ohne übertriebenen Produzenten-Overkill geht, beweisen die beiden Bonus-Tracks „Wild Wind“ und „No Time To Wonder“. Die beiden Songs klingen schlichter und nicht so dick aufgetragen und damit einfach angenehmer.

Das war jetzt fast schon etwas zu viel Lästerei. Im Großen und Ganzen haben Kissin‘ Dynamite wohl schon was richtig gemacht und der Erfolg wir ihnen später sicher Recht geben. Der Willen unbedingte Hits schreiben zu wollen dringt aus jeder Pore. Dies ist der Band aber auch gelungen – glattgebügelter Sound hin oder her.

 

Trackliste:
1. I’ve Got The Fire
2. You’re Not Alone
3. Somebody’s Gotta Do It
4. Ecstasy
5. Still Around
6. Superhuman
7. Placebo
8. Breaking The Silence
9. Waging War
10. One More Time
11. Heart Of Stone
12. Wild Wind (Bonus Track)
13. No Time To Wonder (Bonus Track)

 

 

Kissin‘ Dynamite durchaus sind als gute Liveband bekannt. Wer sich überzeugen möchte, ob die Band live noch etwas mehr Gas gibt oder einfach im Positiven ungeschliffener klingt, der kann sich im Herbst bei der Wolfsnächte-Tour unter der Führung von Powerwolf selbst davon überzeugen:

26.10.2018 Wiesbaden – Schlachthof
27.10.2018 Oberhausen – Turbinenhalle
29.10.2018 Hamburg – Große Freiheit 36
31.10.2018 Berlin – Huxleys
02.11.2018 Leipzig – Haus Auensee
06.11.2018 A-Wien – Arena
09.11.2018 München – Tonhalle
10.11.2018 Ludwigsburg – MHP Arena
14.11.2018 CH-Lausanne – Les Docks
15.11.2018 CH-Zürich – Komplex 457
16.11.2018 Geiselwind – Music Hall
17.11.2018 Saarbrücken – Saarlandhalle

 

Copyright Titelfoto:  Patrick Schneiderwind

3.5