Kellermensch – Goliath (Motor Entertainment, 27.10.2017)

Kennt jemand noch die Dänen Kellermensch? Wenn die Frage nein lautet, wäre ich gar nicht wirklich überrascht. Denn man veröffentlicht jetzt zwar sein zweites Album „Golitah“. Doch dem voraus gingen viele Jahre Funkstille. Das selbstbetitelte Debütalbum liegt gar schon geschlagene acht Jahre zurück.

Da ich ein großer Fan der ersten Platte der Dänen bin, habe ich mich gefreut, als mir „Goliath“ jetzt in die Hände fiel. Nur zu gerne denke ich an das zurück, was man früher von der Band zu hören bekam. Denn das was schon was Besonderes. Kellermensch wohnte das Melancholische einer (ursprünglichen) Gothic-Rock-Band inne, gleichzeitig strahlte man die kühle Erhabenheit eines Nick Cave aus und das Avantgardistische der Einstürzenden Neubauten war ihnen nicht fremd. Hinzu kam das melodische Gespür einer Indie-Band und (ganz wichtig!) die manische Getriebenheit, die einer Band wie Neurosis zur Ehre gereichen würde. Zwischen abgründigen Popsongs und schon fast progressiven Klangwelten deckte der Sound der stets in Anzügen auftretenden Band eine große Bandbreite ab.

Glücklicherweise ist viel davon in „Goliath“ enthalten. Änderungen sind aber auch sehr schnell ausgemacht. Die Songs sind besser auskomponiert und arrangiert, so dass sie auf den ersten Blick poppiger erscheinen. Liegt vielleicht auch an der in Sachen Lautstärke etwas zurückgefahrenen Instrumentierung. Hinter dem Sound aus einfacher Rockband-Besetzung sowie Orgel, Kontrabass, Klavier und Geigen verstecken sich aber viele Abgründe, was einem aber erst so richtig klar wird, wenn man sich auf die Texte einlässt.

„The Pain of Salvation“ ist pure Selbstkasteiung, verpackt in einem hymnischen Rocksong mit großer Dynamik. Man kann sich nie ganz sicher sein, in welch düstere Ecke einen Kellermensch mit ihrem „Noir-Rock“ zerren. Dabei ist die Band auf dem Album so tückisch, dass viele Songs sehr melodisch einlullen und geradlinig daher kommen. „Bad Sign“ wiegt einen mit seiner leichten Instrumentierung in Sicherheit, spätestens bei der fünften Nummern „Remainder“ ist es dann ganz zu spät.

Ich gebe es zu, anfangs war ich etwas von der gefühlten Leichtigkeit von „Goliath“ etwas enttäuscht. Doch mit jedem Hördurchgang wird das Album ein Stück einnehmender und Nummern wie das auf dem Sprung klingende „Atheist In A Foxhole“, das stark vom Bass getriebene „Lost At Sea“ oder die restlichen im Text genannten Songs brennen sich im Gedächtnis fest.

Willkommen zurück, Kellermensch!

Trackliste:
1. Bad Sign
2. The Pain Of Salvation
3. Atheist In A Foxhole
4. Mediocre Man
5. Remainder
6. All That I Can Say
7. Carrying My Name
8. Lost At Sea
9. Moth
10. How To Get By

4.3