Karies

Karies – Es geht sich aus (This Charming Man Records, 04.11.2016)

Am Freitag ist es endlich so weit, denn dann erscheint das zweite Album der Stuttgarter von Karies, über welches ich bereits vor einiger Zeit kurz berichtete und damals schon eine nähere Begutachtung versprach.

Nachdem uns die Post-Punker bereits vor zwei Jahren mit „Seid Umschlungen, Millionen“ erfreuten und erst Anfang des Jahres mit ihrer „Karies“ EP ein weiteres Lebenszeichen abgegeben hatten, begab man sich für den neuen Longplayer „Es geht sich aus“ erneut in die Stuttgarter Milberg Studios, wo man die am 04.11.2016 via This Charming Man Records erscheinende Scheibe aufnahm.

Irgendwo im Dunstkreis von Die Nerven aufgewachsen, haben Karies mittlerweile ihren eigenen Stil gefunden, der sich zwar gerne punkiger Elemente bedient, aber auch düsteren Einflüssen einen breiten Raum bietet.

Wenn das Quartett bereits beim Opener behauptet „Es ist ein Fest“, so frage ich mich ernsthaft wo sie diese Euphorie und Freude her nehmen, verleitet der minimalistisch gehaltene Sound doch eher dazu, sich schon einmal einen Platz für die letzte Ruhestätte zu suchen… Lametta und Konfetti sucht man hier vergebens, was mir übrigens überhaupt nichts ausmacht!

„A“ könnte auch als schräger Tocotronic Song durchgehen und bevor es zu meiner Lieblingsnummer „Keine Zeit für Zärtlichkeit“ geht, kümmern sich Karies noch um die „Jugend“, denn mit der klaren Aussage „alles muss sich ändern, um zu bleiben wie es ist“ starten sie nach gut 1 ½ Minuten purem Klangteppich mit ihrem Wachmacher an die jetzige No Future Generation!

Ach so, mal so zwischendurch… mit viel Text haben die Jungs es hier und in weiten Teilen des Albums nicht – hier besteht vielmehr die Kunst darin, mit wenigen Worten eine Menge auszusagen, was ihnen sehr gut gelingt!

So, nun aber direkt weiter zu „Keine Zeit für Zärtlichkeit“, bei welchem Karies eindeutig wie die deutschen Joy Division klingen. Nicht alleine der Bass und das Schlagzeug geben die ersten dreißig Sekunden den tiefen Ton an, auch danach geht es düster weiter, denn dann setzt die Gitarre ein und gemeinsam dominieren sie den Song und lassen bei mir Erinnerungen an Ian Curtis und seine Jungs aufkommen… hier bewegen sich die Stuttgarter auf einem sehr hohen Niveau!

Mahlen die „Mühlen“ langsam und fragen sie unvermindert „was hast du geträumt“, so entsteht das Gefühl, als würde einem während der Instrumental-Passagen langsam mit einem Hammer ein kleiner Keil in die Schädeldecke gerammt werden… beeindruckend, verstörend!

Zerstörte Träume erzeugen Trauer, depressive Gedanken bremsen aus… aber so wie Karies ihren Sound definieren passt alles wunderbar und der Strick, den man während der Songs so manches Mal glaubt knüpfen zu müssen, darf getrost in der Tasche bleiben!

Bei „Überlegen“ lasse ich selbiges, denn bis auf die Melodie kann ich mit der Nummer nicht ganz so viel anfangen, aber dafür packt mich „Frage Antwort“, schüttelt mich durch und treibt mich direkt zum Titeltrack „Es geht sich aus“, der mich an die alten Abwärts Songs erinnert.

Nachdem ich mir „Pervers“ meine „Einheiten“ an Lobotomie abgeholt habe muss ich mich nun erstmal fangen und mit Verwunderung feststellen, dass mir das neue Karies Album ausgesprochen zusagt… keine Ahnung was in den letzten gut 42 Minuten mit mir geschehen ist!

 

karies_artwork

Titel:
1. Es ist ein Fest
2. A
3. Jugend
4. Keine Zeit für Zärtlichkeit
5. Mühlen
6. Ostalb
7. Überlegen
8. Frage Antwort
9. Es geht sich aus
10. Pervers
11. Einheiten

Auch wenn der bei den Aufnahmen noch anwesende Ex-Schlagzeuger Kevin Kuhn für die melancholische Stimmung mitverantwortlich ist, so gehen wir mal davon aus, dass Nachfolger Philipp Knoth den düster getragenen Sound mindestens ebenso gut hinbekommen wird! Deshalb sollte man sich KARIES nach der verschobenen Tour im November dann ab März auch live nicht entgehen lassen, hier sind schon einmal die Daten:

22.03.17 München – Unter Deck
23.03.17 Nürnberg – Zentralcafé
24.03.17 Wiesbaden – Kreativfabrik
25.03.17 Würzburg – Cairo
27.03.17 Leipzig – Bermudadreieck Plagwitz
28.03.17 Dresden – OstPol
29.03.17 Berlin – West Germany
30.03.17 Hamburg – Hafenklang
31.03.17 Köln – Privat

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