Jolle – Wirtschaft Arbeit Technik (Crazysane Records, 10.03.2023)

Schon irgendwie ein freakiges Album, welches das Potsdamer Duo Jolle hier vorlegt. Garagiger Noiserock trifft auf Punk und Freakrock gleißermaßen, dazu wahlweise deutsche oder englische Texte, welche vom ostdeutschen Abiturfach „Einführung in die sozialistische Produktion“ inspiriert wurden und mit einem großen Augezwinkern ein kaputtes, kapitalistisches System auseinander nehmen. Also quasi mitten aus dem Leben gegriffen… Mal intellektuell angehaucht, dann mal wieder mit voller Inbrunst nicht allzu ernst rausgehauen.

So klingt die Musik von Jolle ziemlich herzhaft, immer etwas schräg, aber auf kauzige Art und Weise recht sympathisch. Hier wird ordentlich auf den Putz gehauen, nur um sich dann kurze Zeit wieder in psychedelische Sphären zu begeben. Das abschließende, überlange „Blood“ ist so ein Beispiel. Wo die Nummer zuerst wie ein Beatles-Stück im Noise-Format daherkommt, lässt man sich in der zweiten Hälfte verspleent von der eigenen Spiellaune treiben. Jolle geben sich überraschend vielseitig, wie es auch das ruhiger schlängelnde „Love Long Dead“ oder der pochende, überwiegend instrumentale Titeltrack zeigen.

Im Großen und Ganzen geben sich die beiden Herren aber überwiegend bodenständig und rocken ziemlich beherzt, wie Songs wie das kräftig austeilende „Digital Bulshit“ oder „Hier Leben“ vorexerzieren. Stets zwischen kauzig und Bösartigkeit pendelnd. Die Plattenfirma spricht von einer „Welt aus Zynismus, Persiflage und unverfrorenem Selbstmitleid“.

Darauf muss man sich einlassen können. Ist man dazu bereit, hat man aber durchaus viel Spaß mit der speziellen Mucke auf „Wirtschaft Arbeit Technik“.

 

Trackliste:
1. Wirtschaft Arbeit Technik
2. Digital Bullshit Word
3. Waster
4. Du bist Staub
5. Love Long Dead
6. Wirtschaft Arbeit Tod
7. Hier Leben
8. Blood

 

 

Photo-Credit: Maren Michaelis

 

3.7