Photo-Credit: Ian Anderson

Jethro Tull – Curious Ruminant (InsideOutMusic, 07.03.2025)

Zu Beginn ertönt ein zartes Piano, dann setzen Flöte und Gitarre ein. Und sofort weiß man: Das müssen Jethro Tull sein! Ähnlichkeiten zum Kultalbum „Songs From The Wood“ waren dabei sicher nicht unbeabsichtigt. Hier duellieren sich Querflöte, E-Gitarre und Hammond-Orgel, wie man es bei Jethro Tull kennt und liebt.

Bei der Scheibe handelt es sich um das 24. Studioalbum der Bandgeschichte. Der mittlerweile 77-jährige Anderson legt nach wie vor ein beachtliches Arbeitspensum an den Tag. „Curious Ruminant“ gibt dem Hörer sofort das unverwechselbare Jethro-Tull-Gefühl. Ein wunderbarer Song! Andersons Gesang gefällt mir sehr gut und klingt auch nach all den Jahren immer noch unverwechselbar. Zum Titelsong gibt es ein psychedelisches Video, das mich an die Videos von Pink Floyd erinnert.

„Dunsinane Hill“ macht mit seinen Ziehharmonika-Einschüben Lust auf ein Bierchen im nächstgelegenen Pub und sorgt dabei für gute Laune. Ähnlich geht es mir bei dem umwerfenden „Stygian Hand“. Auch hier lassen Ziehharmonika und Akustik-Gitarre eine wahre Gänsehautatmosphäre entstehen. Bei „Tipu House“ wird der E-Gitarren-Faktor wieder ein bisschen erhöht, die Querflöte dampft in gewohnter Manier furios durch die Gehörgänge. „Over Jerusalem“ glänzt durch eine passgenau eingesetzte E-Gitarre von Jack Clark, der ein Debüt nach Maß abliefert. Für mich definitiv ein Anspieltipp!

Das fast 17-minütige „Drink From The Same Well“ kommt in der ersten Hälfte ohne Gesang aus. Hier haut Anderson ein Solo nach dem anderen raus und wird dadurch im Hintergrund von feinsten Keyboard-Klangteppichen bestens in Szene gesetzt. In einem Interview habe ich gelesen, dass Anderson die Querflöten-Passagen über die Jahre angesammelt und sie nun zu einem Song zusammengestellt hat. Für ihn sind es die besten Flötenparts, die er je gespielt hat. Was mich dabei am meisten beeindruckt: Trotz seiner Länge ist das Stück nie langweilig – ganz im Gegenteil!

Jethro Tull sind eine Institution, bei der im Laufe der Jahre die einzige Konstante Bandkopf Ian Anderson geblieben ist. Hervorragende Musiker hat er immer schon um sich gehabt, so auch auf dem vorliegenden Album. Und das hört man! Alles klingt wie aus einem Guss und lässt mich total abdriften. Alle typischen Soundelemente sind auf „Curious Ruminant“ vertreten. Mehr denn je klingt die Scheibe an die erfolgreiche Folk-Phase um „Songs From The Wood“, was den Stücken bestens zu Gesicht steht.

Das Album wird als CD und als LP in mehreren Versionen angeboten. Für Sammler und Vinyl-Freaks ist sicher was Interessantes dabei. Jethro-Tull-Fans können hier bedenkenlos zugreifen, sie werden garantiert bestens unterhalten. Live ist die Band 2025 auch wieder unterwegs, Termine findet ihr auf ihrer Homepage.

 

Trackliste:
1. Puppet And The Puppet Master
2. Curious Ruminant
3. Dunsinane Hill
4. The Tipu House
5. Savannah of Paddington Green
6. Stygian Hand
7. Over Jerusalem
8. Drink From The Same Well
9. Interim Sleep

 

4.7