Jag Panzer – The Hallowed (Atomic Fire, 23.06.2023)

Neues Label (Atomic Fire), ein neuer Gitarrist (Ken Rodarte) – aber sonst alles wie immer bei Jag Panzer? Irgendwie schon, aber dann (glücklicherweise) doch nicht ganz. Denn mit „The Hallowed“ präsentieren sich die Colorado-Metaller so stark wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr!

Das neue Werk ist auch ein ambitioniertes. Wie schon „Thane To The Throne” ein Konzeptalbum. Dieses Mal beruht das ganz aber nicht auf klassischer Literatur, sondern auf einer ganz eigenen Geschichte, die zudem gleichzeitig als Comic veröffentlicht wird. „The Hallowed“ dreht sich um eine kleine Gruppe Leute, die sich mit ihren mutierten Tieren auf eine Reise durch eine endzeitliche Schnee- und Eislandschaft begeben.

Zusammengehalten wird die Erzählung mit wenigen, kleinen Hörspielabschnitten, die man auch leicht überhören kann, wenn man sich nicht dafür interessiert. Denn Jag Panzer haben Wert hörbar Wert darauf gelegt, dass auch jede Nummer für sich ganz alleine stehen kann. Und davon gibt es zehn Stück zu hören, bei denen die Band ihre Songwriting-Stärken bestens ausspielt. Beim Genuss von „The Hallowed“ werden Erinnerungen an „Ample Destruction“-Zeiten genauso wach, wie an die melodischen Wundertaten Ende der 90er/Anfang 2000er.

Aggressive Stücke wie „Prey“ oder das fast schon thrashige „Stronger Than You Know“ zeigen Jag Panzer als starke Power-Metal-Band der alten (US-)Schule. Zum Ende wird es düster und atmosphärisch mit „Renewed Flame“ und „Last Rites“. Hymnische Stücke der Marke „Onward We Toil“ und „Ties That Bind“ sind pures melodisches Gold, bei denen sich insbesondere Sänger Harry Conklin wunderbar austobt. Das Album gibt ihm auch genug Platz dazu und es zeigt mal wieder, dass er so richtig zu Höchstleistungen aufläuft, wenn man ihm starke Songs als Vorlage liefert – anders als zuletzt bei Satan’s Host oder den Three Tremors.

Auch der Rest der Band gibt sich handwerklich keine Blöße. Insbesondere Gitarrist Ken Rodarte lässt keinen seiner Vorgänger vermissen und Schlagzeuger Rikard Stjernquist beweist sich mal wieder als starker und origineller Schlagwerker. Das darf man dieses Mal auch wieder richtig hören. Wo der Vorgänger „The Deviant Chord“ vor sechs Jahren stark kritisiert wurde, gibt es dieses Mal keinen Grund zur Klage. Ken Mary und Jim Morris lassen die aktuelle Platte auch in klanglicher Hinsicht erstrahlen und das Album wirkt als Ganzes auch runder als sein Vorgänger.

Am Ende können nur beiden Daumen für „The Hallowed“ nach oben gehen. Traditionsmetaller und alte Fans der Band sollten keineswegs daran vorbeigehen!

 

Trackliste:
1. Bound As One
2. Prey
3. Ties That Bind
4. Stronger Than You Know
5. Onward We Toil
6. Edge Of A Knife
7. Dark Descent
8. Weather The Storm
9. Renewed Flame
10. Last Rites

 

 

Photo-Credit: Ryan Kercher

 

4.3