Ich habe vor diesem Album noch nie von Jack McBannon gehört. Und auch nicht von den Bands, Solosachen usw., die vorher so aus der Richtung kamen. Das macht aber gar nichts, denn so kann ich mich mit “Tennessee“ völlig unvoreingenommen und frei beschäftigen. Wer bei dem mitgelieferten Pressetext nicht neugierig wird, ist wohl kein Fan von Herren wie Johnny Cash. Denn Herr McBannon hat dieses staubtrockene Stück Musik mit John Carter Cash, dem Sohn von Johnny, im legendären Cash Cabin Studio in Hendersonville aufgenommen.
Erstmal hat mich gewundert, dass wir hier einen Herren aus Wuppertal vor uns haben, denn das Album hat in Artwork, Songtitel und dem ganzen Drumrum perfekt geschafft das Überseefeeling aufzubauen. Und auch die Songs fügen sich hier perfekt ein.
Man muss drauf stehen. Auf dieses ganze Pedal-Steel-, rauchige-Stimme- und Karohemd-Ding. Ich bin zwar selbst im Punk sozialisiert, aber auch ein “Hopeless Romantic”, wie die Bouncing Souls sagen würden. Und das bedeutet, dass ich auch für jede Menge Pathos empfänglich bin. Und Pathos bekommen wir bei Themen wie Fernweh, Liebe, Verlust, das Tour-Leben und der Freiheit zu tun, was man will mehr als genug. Aus meiner Perspektive ist ein bisschen schwer zu sagen, ob dieses rauchige Südstaatending als Stilmittel genutzt wird oder Jack McBannon einen Bezug dazu hat, der über den Studioaufenthalt hinaus geht. Aber am Ende ist das auch egal, da wir auf “Tennessee” 11 lupenreine Ohrwürmer finden. Hier geht es von der Homecoming-Ballade “Home“ bis zum bluesrockigen “A Sinner’s Sin“ und genau das erwarten wir auch bei Album und Ankündigung.
“As Simple as that” ist übrigens mein Favorit, weil sich der Song durch die dezente und doch präsente Instrumentalisierung mit der rauchigen Stimme von McBannon so wunderbar ausbreitet und man das Gefühl hat, am Ende über den Kopf gestreichelt zurückgelassen zu werden. Das sind für mich auch insgesamt die großen Momente des Album. Die ruhigen und flächigen Songs, die einen Rahmen für die stimmlich wirklich gute Arbeit bieten. Da kommt bei mir stellenweise ein wenig Lucero-Feeling auf.
Ob sich der Songwriter-Sound auch langfristig und über die Landesgrenze hinaus durchsetzen kann, bleibt abzuwarten. Schließlich kommen aus dem Mutterland der schießwütigen Cowboyhutträger ziemlich starke Konkurrenten, die quasi mit dem Banjo in der Hand aufgewachsen sind. Ich drück die Daumen, zünde mir eine Zigarre im Schaukelstuhl an und trinke einen Whiskey. Prost!
- Back Then
- Can You Hear Me
- Tennessee
- The Only Rule (feat John Carter Cash)
- A Sinner’s Sin
- Home
- Not Alone
- Turn Around
- In Us I Believe
- Dry County
- As Simple As That
Fotocredits: Jack McBannon