Jac Berrocal / David Fenech / Vincent Epplay – Ice Excposure (Klanggalerie, 19.03.2020)

“Ice Exposure” ist das zweite Album des Trios Jac Berrocal / David Fenech / Vincent Epplay. Federführend ist wohl der 1946 geborene Trompeter Jac Berrocal, der schon seit Jahren einen Namen im Umfeld der experimentellen Jazz, Rock und Popmusik hat, so hat er zum Beispiel mit Nurse With Wound und Jaki Liebzeit zusammengearbeitet. Zusammen mit David Fenech (Perkussionen, Turntables, Elektronik, Tasten) und Vincent Epplay (Keyboards) hat er wohl aber nun die Besetzung gefunden, in derer sich komplett verwirklichen kann.

Was ist dieses Album für ein skurieler Ritt durch die unterschiedlichsten Spielarten. “Oppertunity“ eröffnet mit dunklen Soundscapes aus Elektronik und Perkussion, über die sich eine sehnsuchtsvolle Trompete mit viel Echo legt. Danach schießt dem Hörer die verquere Elektronik von “Car Havana Mix“ mit verhalltem französischen Sprechgesang, dunklen Drones und einer hellen Trompete durch die Ohren. Eine dunkle, mittelamerikanisch anmutende Perkussion unter der dunkle Dronebeats und verquere Elektronik liegt, bietet dann das Soundbild in “Equivoque“. Auch diese psychedelische Klanglandschaft wird von der Trompete geführt. Harschen Noiserock gibt es darauf basierend auf einem knackigem Schlagzeug, einer knarzenden Gitarre und Sprechgesang in “Why“. Staubtrocken und exzellent mit ein paar elektronischen Spuren verziert. Und die später einsetzenden Keyboards sind so richtig schön kaputt. Dunkle Bassläufe liefern sich dann mit der glasklaren Trompete ein feines Duell in “Lonley Woman“.

Und so folgt Klang auf Klang, es wird mal gerockt, dann kommen wieder jazzige Passagen und immer viel Experiment. Das geniale an den Stücken ist, dass sie immer recht kurz sind und die drei so ihren Drang zum Experiment so richtig schön komprimieren und sich niemals zum reinem Geräusch entwickeln. Dann sind auch fast überall gut komponierte und durchdachte Melodien und Strukturen vorhanden und machen das Album zu einem durchgängig hörbaren Abenteuer.

Die Atmosphäre ist sehr düster, oft bedrohlich, wie ein spannender Noire-Film. Gesanglich gibt es meistens Sprechgesang, dann und wann auch mal weiblichen. Auf diesem Album passiert soviel, dass man es vermutlich auch nach oder mehr Hörgängen noch nicht alles erfasst hat. Aber dank der guten Produktion wirkt dies niemals überladen, jede Note, jeder Klang ist fein temperiert und nichts scheint über zu sein.

Natürlich ist das hier nichts für den allgemeinen Pop- und Rockhörer. Doch wer mal ein wenig abseits der Normalität nach spannenden anderen Dingen suchen möchte, findet hier ein perfektes Werk, um nicht direkt vor den Kopf gestoßen zu werden. Perfekt gemacht, klasse Album.

 

Trackliste:
1. Opportunity
2. Car Havana Midi
3. Equivoque
4. Why
5. Lonely Woman
6. Lisiere Island
7. Salta Girls
8. Check Sound Check
9. Blanche De Blanc
10. Lower Mechanism
11. Radio Tashkent
12. Panic In Surabaya
13. Sound Check
14. Ice Exposure
15. Dickinsonia
16. Take My Diction

 

 

4.8