Musik aus Island ist ja nicht selten ein bisschen komisch, ganz oft auch sehr stimmungsvoll bzw. atmosphärisch. „Hjartastjaki“, das Debütalbum von Ísafjørd, ist ein bisschen ersteres, aber vor allem zweiteres. Hinter dem Bandnamen, der sich auf die Heimatstadt der Väter der beiden beteiligten Musiker bezieht, stecken Sólstafir-Vorturner Aðalbjörn „Addi“ Tryggvason und der ehemalige Pain-of-Salvation-Gitarrist Ragnar Zolberg, der auch schon als Livebassist für Addis Hauptband in Erscheinung getreten ist.
Einen Anknüpfungspunkt so Sólstafir gibt es durchaus. Das bezieht sich aber vor allem auf die an den Tag gelegte Melancholie und das Spiel mit Laut-Leise-Dynamiken, die in beiden Gruppen zu finden ist. Musikalisch sind Ísafjørd allerdings kaum im Metal, dafür eher in einem postrockigen Umfeld beheimatet, auch wenn dem Duo diese Schublade auch zu klein ist.
Von „Landscape Music“ ist hier die Rede. Das sagt stilistisch erst einmal wenig aus. Ich zitiere ja ungerne Sätze aus Promozetteln, aber der hier trifft den Nagel ziemlich auf den Kopf: „Wenn sich ein Album wie ein Ort anfühlt, den man bewohnen und erleben möchte, dann ist ‚Hjartastjaki‘ eine Reise, auf die man sich begeben möchte.“ Das verbindet Ísafjørd zum Beispiel auch mit einer Band wie Sigur Rós. Dieses leicht entrückte, ätherische Feeling findet man hier auch, vor dessen geistigen Auge sich herbe Landschaften auftürmen. Emotionale Musik, in die man sich fallen lassen kann. Meist im getragenen Tempo. Der Hörer wird nicht vor den Kopf gestoßen, sondern viel mehr in die eigene Klangwelt entführt, auch wenn z.B. „Kuldaró“ auch mal metallisch ausbricht und mit Stampfdrums dem Ende entgegen marschiert.
Ansonsten stehen im Fokus des Geschehens mehr klare Pianoklänge und flirrende Gitarrenflächen – zusammengehalten vom Gesang der beiden Herren, der zwischen Feingefühl und ehrlicher Emotionalität bis zur Verzweiflung durchzogen ist. Wer möchte, kann sich auf die Suche nach den Einflüssen des Ganzen begeben und wird unterschwellig auf einen Breiten Kosmos zwischen Fields Of The Nephilim und Duran Duran, den Cardigans, den Beatles, frühen Judas Priest oder Neil Young und GodSpeed You! Black Emperor stoßen, die Ísafjørd in etwas ganz eigenen verwandeln.
Ich bin sehr angetan von „Hjartastjaki“, welches auf der einen Seite sanft und zart ist, aber dann doch wieder ziemlich roh klingt. Dicke Empfehlung!
Trackliste:
1. Falin Skemmd
2. Mín Svarta Hlið
3. Hjartastjaki
4. Heiðin
5. Kuldaró
6. Fjord of Hope
7. Njálssaga
8. Andvök
Photo-Credit: Asgeir Helgi THrastarson