Iron Chic – You can´t stay here (Side One Dummy / Cargo Records 13.10.17)

Vier Jahre nach dem letzten Studioalbum veröffentlicht die amerikanische Hymnen-Punkrockband Iron Chic ihr drittes Album “You can’t stay here”. Rotzfrech grinst mich die gehörnte Fratze auf dem schwarz-goldenen Cover an – kennt man die Truppe etwas weiß man vielleicht, dass die Jungs einen Fable für dezent verstörende Albumartworks haben, wie sie 2010 mit “Not Like This” (einem sechsarmigen, auf einem Totenschädel reitenden, roten Baby) und “The Constant One” 2013 (einem haarigen Arm, der sich aus dem Schädel eines glatzköpfigen Mannes schlängelt) unter Beweis gestellt haben. Man denkt sich nichts dabei, weiß man allerdings vor welchem Hintergrund die dritte Platte steht macht das Ganze mehr Sinn:

Mit “You Cant Stay here” verarbeitet die Band den tragischen Tod ihres Gitarristen und Gründungsmitglieds Rob McAlister, ein Aspekt der sich lyrisch und musikalisch über die gesamten 11 Songs erstreckt. Jeder verarbeitet Trauer anders und während Iron Chic musikalisch in gewohnter Manier vorgehen, sind die Texte und Themen auf der Platte düsterer und hoffnungsloser als bei den Vorgängern. Dennoch betrachten die Amerikaner ihren Verlust auch aus anderer, ironischer Perspektive, was sich in der Teufelsgestalt auf dem Cover, “I won’t see you in hell if I get there first” und auch den beinahe makaberen 8-bit “Game Over” Sound am Ende des letzten Songs wiederspiegelt. Aber hey, Bandbuddies und gute Freunde dürfen das so.

“A headache with pictures”, gleich als erster Song, stimmt die Tonlage der Platte ein und macht Bock auf mehr. Bittersüße Akkorde treffen auf einen treibenden Beat, Chöre, Hymnen, Mitgröhlparts – Iron Chic! Das energiegeladene Konzept zieht sich bis auf auf einige Stellen durch das ganze Album, während Songs wie “Ruinous Calamity” für willkommene Abwechslung sorgen. Das macht durchweg Spaß und es gibt kaum einen Song bei dem ich nicht mitnicke. Die Band hat hier ein Denkmal für ihren alten Weggefährten auf einen Tonträger gesetzt.

Vor diesem Hintergrund fällt es mir natürlich schwer etwas Negatives über die Platte zu sagen, dennoch muss ich ja leider auch Kritik anmerken, is’ ja irgendwie Teil des Jobs hier, nech? An keiner Stelle ist das Album schlecht, dennoch haben mich die Songs der Vorgängerplatte mehr gepackt. “You can’t stay here” wirkt an einigen Stellen zu generisch und gleichbleibend. Dass die Gitarre relativ weit in den Hintergrund gemischt ist und viele Ecken und Kanten so zu einer etwas verschwommenen Akkordfassade hinter den Songs werden, ist diesem Umstand eher nicht zuträglich. Weiß man vor dem ersten Hören des Albums worum es bei der Platte geht, so mag auch das die Songs etwas monotoner erscheinen lassen:
“Oh der nächste Song, ich frage mich worum es diesmal… es geht wieder um Tod”. Wenn ihr das hier also gelesen habt bevor ihr die Platte hört, sorry!

So schlimm isses dann aber auch nicht: Dafür versteht man die Beweggründe für einige stilistische Entscheidungen, zu denen auch die glattere Gitarre gehören könnte und wird emotional besser abgeholt als im “Punkrockparty-Modus” und überhaupt, eigentlich ist das doch geil, wenn ein Album ein durchgehendes Konzept hat!

Insgesamt also ein solides Themenalbum das zum Mitnicken und -singen einlädt.

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