Interview mit Saibel von Rivershores

Während wir auf ihrem gemeinsamen Konzert mit Idle Class leider keine Gelegenheit hatten mit ihnen zu quatschen, war Gitarrist Saibel so lieb uns unsere Fragen einfach per Mail zu beantworten. Der „Briefwechsel“ also hier in voller Länge

Was für eine Kombination von Menschen seid Ihr in der Band. Eher verschiedene, oder tendenziell eher gleiche Persönlichkeiten?
Schwierige Frage. Ich glaube das kommt ganz auf die Situation an. In einigen Bereichen sind wir uns alle sehr ähnlich, in anderen wiederum komplett verschieden. Dass könnte wir so pauschal jetzt gar nicht beantworten. Klar ist, dass wir alle Bock auf Musik, vor allem Punkrock haben. Da fängt es aber auch schon an. Geht’s um bestimmt Bands haben wir ganz schnell eine handfeste Auseinandersetzung.

Was ist das geilste am Touren?
Super ist definitiv die Tatsache, dass man eine Menge neuer Leute, Städte und Clubs kennenlernt und viele wirklich gute Bands live sehen kann. Aber auch die Tatsache, dass man auf Tour immer wieder bekannte Gesichter trifft, mit denen man schon fast fest auf Shows rechnen kann, zeigt einem, dass man irgendwie doch Teil einer Community ist und sich dieses „Punk-Rock-Ding“ nicht nur bei uns im Kopf abspielt. So sind wir bisher eigentlich tagtäglich mit unglaublicher Gastfreundschaft empfangen worden, uns wurde immer wieder mit absoluter Selbstverständlichkeit richtig gutes Essen gekocht und Schlafplätze in den verschiedensten Wohnzimmern angeboten. Das ist manchmal schon echt überwältigend! Super schön ist aber auch, dass man die Menschen, mit denen man tagtäglich abhängt – seien es die eigenen Bandmitglieder oder die der anderen Bands mit denen man unterwegs ist – erst richtig kennen lernt. Das zeigt einem einfach wieviel man tatsächlich gemeinsam hat. Dabei entstehen echte Freundschaften.

Was das Beschissenste?
Von individueller morgendlicher Übelkeit mal abgesehen, haben wir die beschissenste Erfahrung glaube ich am Ende der letzten Tour gemacht, als wir den Mietwagen wieder abgegeben mussten. Wir hatten einen kleinen Steinschlag in der Windschutzscheibe des Transporters und durften die paar Kröten, die wir durch Merchverkäufe gemacht haben, direkt als Anzahlung bei der Mietwagenfirma lassen, weil Steinschlag nicht im Versicherungsumfang abgedeckt war. Auf die Rechnung warten wir noch. Sowas macht eine Sache, in die man super viel Zeit, Arbeit und vor allem auch Geld steckt, dann echt noch ein Stück schwerer. Fakt ist, dass für die Zukunft jedenfalls ein eigener Van her muss.

Wie sind denn die Bands so drauf, mit denen Ihr grad unterwegs seid? Wie versteht Ihr Euch mit Idle Class?
Also die Bands mit denen wir in letzter Zeit unterwegs waren sind durchweg der Knaller. Menschlich wie auch musikalisch. Nennen müssten wir hier definitiv die Modern Saints, Irish Handcuffs, vielleicht Astpai (auch wenn es nur drei Shows waren) und natürlich auch Idle Class. Wir kennen Die Jungs meist alle schon länger, haben teilweise mit unseren alten Bands schon mit denen gespielt oder selbst Shows für die ausgerichtet. Josua von Idle Class, der auch gleichzeitig bei Homesick Merch die Feder führt, ist beispielsweise für alle unsere Artworks und das Merch verantwortlich.

Gibt es bestimmte Rituale auf Tour, die Ihr habt?
Aus irgendeinem Grund haben wir uns angewöhnt, ein Ratespiel aus der Einwohnerzahl der Stadt zu machen, in der wir gerade spielen. Also einfach: „Ey, wieviel Einwohner hat eigentlich Hamburg? Ich sage 17.“ Ansonsten macht sich Luke gerne mit einer Runde Backstage-„Parcours“ warm, bevor wir auf die Bühne gehen. Ist manchmal ganz lustig.

Was macht Ihr gegen die Langeweile während der Wartezeiten?
Hier könnte ich glaube ich ziemlich weit ausholen. Im Prinzip aber ein einfaches Rezept. Vier bis fünf Typen mit dem Hang dazu, belanglose Kleinigkeiten völlig tot zu diskutieren, eine total überladene Karre, eine entsprechende Prise Hospitalismus und fertig. Da kommt eigentlich immer etwas Spannendes bei raus. Auf der kurzen Tour die wir gerade hinter uns haben, haben wir uns zum Beispiel alle ziemlich über unseren Freund Niclas von Elm Tree Circle gefreut, der dabei war und den täglichen Wahnsinn in einer kurzen Video-Tour-Diary festgehalten hat. – Tatsächlich kann man beim Autofahren aber auch immer super gut neue Musik hören oder die alten Hits feiern. Ich glaube mittlerweile haben auch die ersten Gameboys ihren Weg in den Bulli gefunden. So richtig langweilig war es daher bisher eigentlich noch nie, eher anstrengend.

Genialstes Konzert ever? Und warum?
Da hat sicher jeder seine eigenen Favoriten. Richtig gut war definitiv unsere Show mit „Direct Hit!“ „Maladroit“ und „No Fun“ in Nürnberg. Einfach weil die Leute völlig eskaliert sind. Ein komplett überfüllter Raum, Sprühluftschlangen aus der Dose, Konfetti, Piloten-, Piraten- und Bananenkostüme, Beachbälle und ein Orca zum aufpusten. Muss ich mehr sagen?

Wie schreibt Ihr Eure Songs, wie sieht so ein Entstehungsprozess bei Euch genau aus?
Meistens schreiben wir den kompletten Song erst instrumental fertig. Dazu bringt irgendwer eine bestimmte Idee mit, manchmal nur ein, zwei Akkorde, an der wir dann so lange feilen, bis alle damit zufrieden sind. Danach entstehen erst der Text und die Gesangsmelodie. Das hat bisher für uns immer ganz gut geklappt, dauert aber auch ewig, da wir wie gesagt recht diskussionsfreudig sind. Einen neuen Song haben wir jedoch vor kurzem auch anders herum geschrieben. Zuerst der Text mit Gesangsmelodie und dann den instrumentalen Part. Der war bedeutend schneller fertig. Es bleibt aber bei einem Mix beider Varianten, denke ich.

Die Diskussionen ums Songwriting sind dabei oft sehr langwierig und zäh und stehen ab und zu an der Grenze zum körperlichen. Manchmal muss jeder noch so kleine, unwichtige Ton ausdiskutiert werden. Aber gerade das ist der Punkt, der uns letztendlich kreativ macht und Songs entstehen lässt, die zumindest uns selbst gut gefallen. Denn im Prinzip zeigt das ja nur, dass jeder von uns wirklich will, dass das Endprodukt gut wird.

Wer beeinflusst Euch am meisten?
Ich glaube die musikalischen Einflüsse sind mehr oder weniger offensichtlich. Wir mögen eigentlich alle The Lawrence Arms, Alkaline Trio, Iron Chic oder auch die Flatliners. Mit der Klischeekeule würde man hier vielleicht „Orgcore“ drüber hauen. Die Texte drehen sich eher um das eigene Kopfkino, wobei hier teilweise Filme, Zitate aus Filmen oder einfach andere Songs als Einflüsse herhalten müssen. Manchmal ist es auch einfach auch nur ein Wort oder eine Zeile, die man beim Songschreiben direkt im Kopf hat, um die dann der Rest des Songs gebastelt wird.

Wie sahen Eure Anfänge aus? Wie war/ist die Szene aus der Ihr ursprünglich kommt? Habt Ihr eine starke Verbindung dazu?
Als zusammengehörige Band haben wir ab etwa Mitte 2014 zusammen Musik gemacht. Angefangen haben wir aber alle schon viel früher. Wir kommen alle aus derselben Ecke und hatten mit unseren vorherigen Bands alle Proberäume in einem großen Proberaumkomplex in Menden. Die Vorgängerbands waren musikalisch eher melodischer Hardcore. Rob und Saibel haben bei „Cannoneer“ gespielt, Patte und Luke bei „Caller“. Rivershores hat sich dabei eigentlich eher nebenbei entwickelt.

Und wie sieht die Zukunft für Rivershores aus?
Wir haben für Ende März, zwei Wochen ein Studio gebucht, um unser erstes Album aufzunehmen. Bis dahin werden wir noch eine Handvoll Shows spielen und die restliche Zeit im Proberaum rumhängen und an den Songs schrauben. Danach wollen wir sicher wieder ein paar Shows spielen. 😉